Große Frauen im Drama um und nach 1800
Michael Gamper
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Es sind drei sich überschneidende Geschichten, die im Seminar anhand von deutschsprachigen Dramentexten, die um und nach 1800 entstanden sind, verfolgt und reflektiert werden: Erstens die politische Geschichte eines Wandels der Herrschafts- und Führungsfiguren und ihrer Legitimation, zweitens der Entwicklung der Dramenformen, die auch eine neue Vielfalt der Repräsentation weiblicher Rollen ermöglichte, und drittens die Umbrüche im ästhetischen Diskurs bezüglich der Geschlechterverhältnisse, die sich in dieser Zeit vollziehen. Anhand der Lektüre exemplarischer Beispiele und einschlägiger Forschungsansätze gehen wir diesen Zusammenhängen nach, zur Debatte steht insbesondere die Veränderung traditionaler Herrschaft durch medial gestützte persönliche Autorität und der damit verbundene Wandel des Theatralen in Plot und Drama sowie die damit verbundenen Debatten um weibliche politische Agency. Gerade durch die Französische Revolution und durch den Aufstieg Napoleons veränderten sich die Bedingungen politisch wirksamer persönlicher Exzellenz, wobei Ausstrahlung und unmittelbare Überzeugung, kurz: Charisma, eine gesteigerte Bedeutung zugesprochen wurde. In diesem Zusammenhang entfalteten auch Frauenfiguren eine neuartige politische Relevanz, so etwa die preußische Königin Luise als vorbildhafte Identifikationsfigur in Zeiten nationaler Krise. Zudem avancierten gerade in der Fiktion literarischer Texte weibliche Protagonistinnen zu Beispielen, an denen über die Einflussmöglichkeiten des exponierten Einzelnen reflektiert werden konnte.
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Zur vorbereitenden Lektüre empfohlen:
Juliane Vogel: Die Furie und das Gesetz. Zur Dramaturgie der „großen Szene“ in der Tragödie des 19. Jahrhunderts, Freiburg i.Br. 2002.
Mareen van Marwyck: Gewalt und Anmut. Weiblicher Heroismus in der Literatur und Ästhetik um 1800, Bielefeld 2010.
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