31102 Project Seminar

WiSe 24/25: Osteuropa: postkolonial/dekolonial?

Mihai Varga, Oliver Wach

Information for students

Das Projektseminar findet in Blöcken freitags von 10-14 statt.

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Postkolonialismus und Dekolonialität stehen heute im Zentrum der Debatten um die Machtverhältnisse zwischen dem Globalen Norden und den ehemaligen Kolonien des Westens im Globalen Süden. Zentral für diese Debatten ist die Forderung nach einer “Entkoppelung” des Globalen Südens von der aufgezwungenen “westlichen Modernisierungslogik” (so Walter Mignolo und Anibal Quijano), sowohl epistemologisch - also in der Art und Weise, wie über den und im Globalen Süden gedacht und diskursiv argumentiert wird - als auch wirtschafts- und gesellschaftspolitisch, also in Bezug auf Begriffe wie “Entwicklung”, “Aufholen” oder Überwindung von “Rückständigkeit”. Doch welchen Platz nimmt Osteuropa in der Auseinandersetzung zwischen globalem Norden und Süden ein und welche Konturen und Dynamiken nehmen vergleichbare Debatten in den Ländern des ehemaligen Ostblocks an? Wie wirkt sich der russische Angriffskrieg auf diese Debatten aus, welche Reichweite und welches Mobilisierungspotenzial haben sie? Wer beteiligt sich an den post- und dekolonialen Diskursen und über welche Institutionen - von Schulen über Museen und NGOs bis hin zu den Medien? Gibt es auch Gegendiskurse, die sich möglicherweise gegen die Konstruktion des “Westens” oder des Kommunismus als fremd und aufgezwungen richten? Und wie steht es mit den Versuchen autoritärer Herrscher wie Wladimir Putin, die postkoloniale Kritik für sich zu vereinnahmen? Ausgehend vom Spannungsverhältnis zwischen “postkolonial” und “dekolonial” (vgl. dazu die kurze Begriffserklärung im Link unten) widmet sich das Projektseminar aus interdisziplinärer Perspektive aktuellen Debatten in osteuropäischen Gesellschaften. Die Studierenden führen in Kleingruppen eigene Projekte zu selbst gewählten Themen durch. Mögliche Themen sind die Auseinandersetzung mit dem imperialen und kommunistischen Erbe, die Untersuchung seiner fortdauernden Auswirkungen und die Reflexion dieser Geschichte aus post- und dekolonialer Perspektive. Schwerpunkte sind z.B. kulturelle Rückgewinnung, (Re-)Konstruktion von Identität, Widerstand und Resilienz, Sprachpolitik und Sprachverlust, ökologische Folgen, Migration und Diaspora, Kunst und Kultur, Bildung und Wissenstransfer sowie vergleichende Studien mit anderen Weltregionen. Methodischer Ausgangspunkt ist die Erschließung dieser Themen durch Interviews, teilnehmende Beobachtung, Archivrecherche und andere qualitative oder quantitative Methoden, deren Kenntnis in begleitenden Workshops vermittelt wird. Ein wichtiger Bestandteil der Projektarbeit ist die Präsentation der eigenen Forschungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit. Dies kann durch verschiedene Formate wie Podcasts, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen, Instagram Reels, Kurzfilme, Webseiten oder Artikel in Zeitungen und wissenschaftlichen Zeitschriften erfolgen. close

Suggested reading

Tsang, M. 2021: “Decolonial? Postcolonial? What does it mean to ‘decolonise ourselves’?”, available from the Blog of the School of Modern Languages, Newcastle University close

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