Der Nominalismus als Antwort auf das Universalienproblem
Juliane Küppers
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Das Universalienproblem gehört zu den maßgeblichen und langlebigsten Diskursen der westlichen Philosophiegeschichte. Die Frage, ob eine universelle Erkenntnis singulärer Objekte, Erscheinungen, Erfahrungen etc. möglich ist und inwieweit diese ontologisch begründet ist (also ob sie auf zwar abstrakten, aber trotzdem real existierenden Entitäten beruht), berührt zentrale Aspekte der Erkenntnistheorie, Metaphysik und Logik.
Historisch und bis heute standen und stehen besonders nominalistische – antirealistische – Vorschläge als Reaktion auf Universalitätskonzeptionen unter Rechtfertigungsdruck. Nominalismus bedeutet, dass es keine Universalien gibt, also abstrakte Entitäten, sondern dass diese lediglich Bezeichnungen sind, mit denen wir sprachlich Ähnlichkeiten von singulären Objekten, Erscheinungen und Erfahrungen bündeln. „Nominalismus“ ist wiederum selbst ein Sammelbegriff für diverse Positionen auf einem Spektrum von starkem Antirealismus bis zu gemäßigterem Konzeptualismus.
In diesem Seminar vollziehen wir die philosophiehistorische und erkenntnistheoretische Entwicklung des Universalienproblems nach – mit dem Nominalismus als Gegenpol zu realistischen Perspektiven als Schwerpunkt.
Zunächst erschließen wir uns grundlegende antike Ansichten zu Universalien (Platon, Aristoteles) und verfolgen den Transfer dieser Positionen von der Spätantike in das frühe Mittelalter (Boëthius). Den Hauptanteil des Seminars gestalten wir mit der Lektüre und Besprechung exemplarischer Texte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, die die Existenz von Universalien problematisieren: Roscelin, Abélard, Ockham, d'Autrécourt, d'Ailly, Buridan (Mittelalter); Gassendi, Hobbes, Locke, Hume etc. (Frühe Neuzeit bis Aufklärung). Bei unseren Textstudien wird uns die historische Entwicklung des Diskurses um Rationalismus vs. Empirismus sowie um die Philosophie der Mathematik begleiten. Abschließend lesen wir punktuell, je nach Ihren Wünschen, nominalistische und/oder konzeptualistische Positionen und Akteure der modernen und zeitgenössischen Philosophie.
Eine Anschaffung vorab Ihrerseits von obligatorischen Textausgaben und/oder Sekundärliteratur ist nicht notwendig. Die Semesterlektüre wird gestellt. Für Ihre Eigenrecherche erhalten Sie zu Semesterbeginn eine Bibliographie mit an den Bibliotheken der Freien Universität bzw. digital über Primo erhältlichen Werken.
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