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Seminar
Digital Health Communication: Theory and Practise
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Die rasante Entwicklung und Verbreitung digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien und der damit verbundene Wandel der Öffentlichkeit haben die gesamtgesellschaftliche Gesundheitskommunikation und das in- dividuelle Gesundheitsverhalten grundlegend verändert (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 2018). In Krisenzeiten, wie Pandemien, erweisen sich digitale Plattformen als entscheidend für die schnelle Verbreitung von Gesundheitsinformationen (Reifegerste, Ströbele-Benschop, Schäfer & Vogelgesang, 2023). Gleichzeitig wächst die Notwendigkeit, maßgeschneiderte Kampagnen zu entwickeln, um den steigenden Prävalenzen chronischer Krank- heiten und den damit verbundenen Gesundheitskosten entgegenzuwirken (Nöcker, 2016). Darüber hinaus fördern innovative Ansätze des Selbstmanagements neue Möglichkeiten, um die Bevölkerung aktiv in eine eigenverantwort- liche Gesundheitsversorgung einzubeziehen und haben unter dem Leitbegriff Empowerment einen polarisierten Diskurs über individuelle und gesellschaftliche Verantwortung in der Gesundheitsversorgung hervorgebracht (Fu- ner, 2020).
In diesem Kontext ist es unerlässlich, die zugrunde liegenden Dynamiken der Gesundheitskommunikation zu verstehen. Die vorliegende Lehrveranstaltung bietet einen umfassenden und interdisziplinären Überblick über das Forschungsfeld der Gesundheitskommunikation. Im Mittelpunkt stehen die theoretischen Grundlagen, empirischen Anwendungsbereiche und methodologischen Ansätze dieses wachsenden Forschungsgebiets.
Teil I widmet sich der Einführung in die Gesundheitskommunikation als interdisziplinäres Feld, das auf Theorien und Methoden aus den Bereichen der Sozialwissenschaften, Medizin und Kommunikationswissenschaften zurück- greift (Rossmann & Hastall, 2019; Reifegerste & Sammer, 2022). Hierbei werden wesentliche theoretische Perspekti- ven und zentrale Anwendungsbereiche, die in der empirischen Forschung bedeutsam sind, detailliert besprochen.
Teil II soll den Teilnehmenden einen umfassenden Überblick über die theoretische Perspektiven auf Gesund- heit und Krankheit geben. Dabei stehen historische und soziologische Sichtweisen auf Gesundheit im Vorder- grund (Richter & Hurrelmann, 2023), begleitet von sozialkonstruktivistischen und poststrukturalistischen Ansät- zen und einer kritischen Auseinandersetzung mit sozialer Ungleichheit und Machtstrukturen (Rossmann, 2023; Poczka, 2017). Diese theoretische Basis erlaubt es den Teilnehmenden, die gesellschaftliche und mediale Konst- ruktion von Gesundheit zu verstehen und ihre Entwicklungen im öffentlichen und globalen Kontext zu erfassen.
Teil III untersucht die Wirkung und Rezeption von Gesundheitsinformationen. Neben der Bedeutung von Emotionen (Bartsch & Kloß, 2019) und Framing-Effekten in der Gesundheitskommunikation (Sikorski & Matthes, 2019; Wagner, 2019) werden unter anderem auch digitale Gesundheitskompetenz (Schaeffer & Gille, 2022) und Phänomene dys- funktionaler Mediennutzung (Scherr & Bartsch, 2019) sowie der Einfluss von Medien auf die Wahrnehmung und Interpretation von Gesundheitsinhalten behandelt.
Teil IV behandelt den Strukturwandel der Gesundheitskommunikation unter den Bedingungen digitalisierter Öffent- lichkeiten. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Rolle neuer Akteure und Zielgruppen in gesundheitsbezogene- nen Teilöffentlichkeiten (Roski, 2009) und die Bedeutung digitaler Medien für Gesundheitsdiskurse und -förderung ge- richtet (Ludwigs & Nöcker, 2020). Abschließend wird analysiert, wie die Digitalisierung und Mediatisierung sowie der Einfluss neuer Akteure die Struktur, Qualität und Reichweite gesundheitsbezogener Diskurse nachhaltig verändern .
Teil V bietet praktische Einblicke in verschiedene Anwendungsbereiche empirischer Forschung. Es wer- den aktuelle Themen wie Krisenkommunikation während Pandemien (Winter & Rösner, 2019), mediatisier- tes Selbstmanagement chronischer Erkrankungen (Schaeffer & Haslbeck, 2023) und digitale Strategien zur Suchtprävention und -behandlung diskutiert. Auch historische und soziologische Perspektiven, etwa auf Se- xualaufklärung und Geschlechterrollen, werden im Rahmen der Gesundheitskommunikation beleuchtet.
Insgesamt bietet die Veranstaltung eine fundierte theoretische und praktische Basis, die es den Teilnehmenden ermöglicht, die komplexen Wechselwirkungen zwischen Gesundheitsinformationen, gesellschaftlichen Strukturen und der individuellen Rezeption zu verstehen und kritisch zu reflektieren. Sie vermittelt wertvolle Erkenntnisse, die sowohl in der Forschung als auch in der Praxis der Gesundheitskommunikation von hoher Relevanz sind.
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Suggested reading
• Bartsch, A., & Kloß, A. (2019). Emotionen in der Gesundheitskommunikation. In C. Rossmann, & M.R. Hastall (Hrsg.), Handbuch der Gesundheitskommunikation. Kommunikationswissenschaftliche Perspektiven (S. 257-268). Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10727-7
• BZgA - Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2018). Digitalisierung als Treiber von Wandel - Chancen und Barrieren moderner Gesundheitskommunikation und ihrer Organisationen. Gesundheitsförderung Konkret
22. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
• Funer, F. (2020). Auf dem Weg zum digitalen homo vitruvianus? Medizinisches Selftracking und digitale Gesund- heitsanwendungen (DiGA) zwischen Empowerment und Kontrollverlust. Ethik und Medizin, 33(1), 13-30. https:// doi.org/10.1007/s00481-020-00602-1
• Ludwigs, S., & Nöcker, G. (2020). Social Media / Gesundheitsförderung mit digitalen Medien. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i107-2.0
• Nöcker, G. (2016). Gesundheitskommunikation und Kampagnen. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklä- rung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden. https://doi.org/10.17623/BZGA:Q4-i056-1.0
• Poczka, I. (2017). Die Regierung der Gesundheit: Fragmente einer Genealogie liberaler Gouvernementalität. Biele- feld: transcript Verlag. https://doi.org/10.14361/9783839436950
• Reifegerste, D., & Sammer, C. (2022). Interdisziplinäre Perspektiven auf vergangene Gesundheitskommunikati- on. In D. Reifegerste, & C. Sammer (Hrsg.), Gesundheitskommunikation und Geschichte: interdisziplinäre Perspek- tiven (S. 5-15). Stuttgart: Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft e.V. https:// doi.org/10.21241/ssoar.83092
• Reifegerste, D., Ströbele-Benschop, N., Schäfer, M., & Vogelgesang, J. (2023). Gesundheitskommunikation in Zeiten der COVID-19-Pandemie (Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswis- senschaft). Stuttgart: Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft e.V. https://doi. org/10.21241/ssoar.86671
• Richter, M., & Hurrelmann, K. (2023). Die soziologische Perspektive auf Gesundheit und Krankheit. In M. Rich- ter, & K. Hurrelmann (Hrsg.), Soziologie von Gesundheit und Krankheit. Wiesbaden: Springer VS. https://doi. org/10.1007/978-3-658-42103-8
• Rossmann, C. (2023). Die mediale Konstruktion von Gesundheit und Krankheit. In M. Richter, & K. Hurrelmann (Hrsg.), Soziologie von Gesundheit und Krankheit. Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658- 42103-8
• Rossmann, C. (2019). Gesundheitskommunikation: Eine Einführung aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive. In C. Rossmann, & M.R. Hastall (Hrsg.), Handbuch der Gesundheitskommunikation. Kommunikati- onswissenschaftliche Perspektiven (S. 3-14). Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10727-7
• Roski, R. (2009). Zielgruppengerechte Gesundheitskommunikation. Akteure - Audience Segmentation - Anwen- dungefelder. Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91476-3
• Schaeffer, D., & Haslbeck, J. (2023). Bewältigung chronischer Krankheiten. In M. Richter, & K. Hurrelmann (Hrsg.),
Soziologie von Gesundheit und Krankheit (S. 261-280). https://doi.org/10.1007/978-3-658-42103-8
• Schaeffer, D., & Gille, S. (2022). Gesundheitskometenz im Zeitalter der Digitalisierung. Präv Gesundheitsf 17, 147-
155. https://doi.org/10.1007/s11553-021-00872-7
• Scherr, S., & Bartsch, A. (2019). Pathologische Mediennutzung. In C. Rossmann, & M.R. Hastall (Hrsg.), Handbuch der Gesundheitskommunikation. Kommunikationswissenschaftliche Perspektiven (S. 281-292). Wiesbaden: Sprin- ger VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10727-7
• Sikorski, C., & Matthes, J. (2019). Framing-Effekte im Gesundheitsbereich. In C. Rossmann, & M.R. Hastall (Hrsg.), Handbuch der Gesundheitskommunikation. Kommunikationswissenschaftliche Perspektiven (S. 307-320). Wies- baden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10727-7
• Wagner, A.J.M. (2019). Gewinn- und Verlustframing in der Gesundheitskommunikation. In C. Rossmann, & M.R. Hastall (Hrsg.), Handbuch der Gesundheitskommunikation. Kommunikationswissenschaftliche Perspektiven (S. 517-526). Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10727-7
• Winter, S., & Rösner, L. (2019). Krisenkommunikation im Gesundheitsbereich. In C. Rossmann, & M.R. Hastall (Hrsg.), Handbuch der Gesundheitskommunikation. Kommunikationswissenschaftliche Perspektiven (S. 423-432). Wiesbaden: Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10727-7
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