13522 S/HS (Seminar/Graduate Seminar)

Taste and taste judgment

Ulrike Müller-Hofstede

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Die Diskussion um Geschmack und Geschmacksurteil in Kunst und Kultur nimmt im 18. Jahrhundert in England, Frankreich und auch in Deutschland Fahrt auf. Die Beurteilung der Kunst durch die Sinne wird nun zunehmend wichtig. Ist das gute Geschmacksurteil angeboren? Lässt sich Kunstgeschmack erwerben? Was ist unter „großem Geschmack“ („grand goût“) und was unter „Geschmack der Nation“ in der Kunst zu verstehen? Wie lässt sich mit dem Geschmack eine universelle, nationale Kategorie des Schönen verbindlich machen? Dies sind Fragen in Traktaten, die behandelt werden und in die sich etablierende Kunstkritik einfließen. Ging es vorher um die „ästhetische Erziehung“ des einzelnen – meist fürstlichen - Individuums am Hof, sind nun breitere Bevölkerungsschichten angesprochen. Damit werden Aspekte des Geschmacks sichtbar, die sich im 19. Jahrhundert und im Umbruch zur Moderne verstärken, verschränkt mit wirtschaftlich und politisch bedingten Nationalisierungstendenzen. Es sind die von Millionen Besuchern stark frequentierten Weltausstellungen, beginnend 1851 in London, wo eine Vielfalt an Stilen im Nebeneinander inszeniert werden, für viele ein Grund zum Staunen, für andere ein Horror und vor allem Verwirrung und Verunsicherung in der Geschmacksfrage. Besonders die „technischen Künste“, von Gottfried Semper synonym mit dem Kunstgewerbe gebraucht, gleichsam als Leitgattung angesehen, fungieren als eine Art ‚Geschmacksanzeiger‘ hinsichtlich des „schlechten“ und des „guten“ Geschmacks. Vermehrt entstehen seit den 1870iger Jahren Traktate von Apologeten des „richtigen“ Geschmacks. Sie fühlen sich durch die neu entstehenden Kunstgewerbemuseen auf den Plan gerufen, durch Publikationen die Richtung zu weisen, nicht ohne die bisherige Geschichte der Kunst in ihrer „Entwicklung“ zu deuten. Im Seminar werden diese spannenden Kämpfe um die Geschmacksfrage der Zukunft anhand von Quellen und Beispielen nachgezeichnet. Dabei sollen sowohl die einzelnen Argumentationen der Autor*innen zu Wort kommen, als auch die politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen. close

Suggested reading

Einführ. Lit.: Hannah Baader; Giudizio,Geschmack, Geschmacksurteil, in: Metzler Lexikon für Kunstwissenschaft, Ideen, Methoden, Begriffe, hrsg. v. Ulrich Pfisterer, Stuttgart, Weimar, 2011, Sp.153-157; David Summers, The Judgement of Sense Renaissance Naturalism and the Rise of Aesthetics, Cambridge 1987; R.W. Jones, Gender and the Formation of Taste in the Eighteenth Century Britain. The analysis of beauty, Cambridge 1998; Andrea Gottdang/u.a., Mit allen Sinnen, Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen in der Kunst, Leipzig 2010; Mark Jarzombek, The “Kunstgewerbe”, the “Werkbund”, and the Aesthetics of Culture in the Wilhelmine Period, in: Journal of the Society of Architectural Historians, 53/1 1994, 7–19. URL; Uta Karstein, Geschmackserziehung im „Kitschzeitalter“. Zur Formierung der Sinne im 19. Jahrhundert, in: Nina Tessa Zahner (Hg.), Wahrnehmen als soziale Praxis, Künste und Sinne im Zusammenspiel, Wiesbaden 2021, 11–132; Gerhard Kratzsch, Kunstwart und Dürerbund. Ein Beitrag zur Geschichte der Gebildeten im Zeitalter des Imperialismus, Göttingen 1969; Imke Volkers, „Geschmacksverirrungen im Kunstgewerbe“, Werkbundarchiv Berlin ? Museum der Dinge (Hg.), Kampf der Dinge. Der Deutsche Werkbund zwischen Anspruch und Alltag, Jacob Falke, Geschichte des modernen Geschmacks, Leipzig 1866. Jacob Falke, Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung, Wien 1873. https://doi.org/10.11588/diglit.1210 (10.04.2024). Hans-Edwin Friedrich, Hausgreuel – Massenschund – radikal Böses. Die Karriere des Kitschbegriffs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: Wolfgang Braungart (Hg.), Kitsch, Faszination und Herausforderung des Banalen und Trivialen, Tübingen 2002, 35–59. close

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