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„Alle Mitglieder der Universität tragen dazu bei, die Universität als diskriminierungsfreien Ort zu gestalten“

Vizepräsidentin Verena Blechinger-Talcott über die Einführung von verbindlichen Regeln an der Freien Universität für geschlechtergerechte Sprache

28.03.2022

Professorin Verena Blechinger-Talcott ist als Vizepräsidentin zuständig für das Themenfeld Diversity und Gleichstellung.

Professorin Verena Blechinger-Talcott ist als Vizepräsidentin zuständig für das Themenfeld Diversity und Gleichstellung.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Die Freie Universität Berlin tritt für Diversity und gegen jegliche Art von Diskriminierung ein; sie respektiert und schätzt die Verschiedenheit ihrer Mitglieder. Deshalb fördert die Hochschule eine Sprache, die alle Geschlechter umfasst und keine Person ausschließt. Das Präsidium der Freien Universität hat nun Regelungen für die offizielle Kommunikation beschlossen. Verena Blechinger-Talcott, als Vizepräsidentin zuständig für das Themenfeld Diversity und Gleichstellung, erläutert, was sich ändert und was bleibt.

Frau Professorin Blechinger-Talcott, das Präsidium der Freien Universität hat Regelungen für eine diskriminierungsfreie und inklusive Sprache verabschiedet. Was genau wurde beschlossen?

Für uns an der Freien Universität Berlin ist es wichtig, respektvoll miteinander umzugehen. Das betrifft auch unsere alltägliche Kommunikation. Weil es hilfreich ist, dass es dafür Regelungen gibt, an denen sich alle orientieren können und die unserem Selbstverständnis angemessen sind, haben wir für die offizielle Kommunikation unserer Universität solche festgelegt.

Grundsätzlich sollen alle geschlechtlichen Identitäten berücksichtigt werden, es sei denn, es sind nur bestimmte Geschlechter gemeint. Das heißt konkret, dass wir geschlechtsneutrale Bezeichnungen oder den Genderstern verwenden. Es sei denn, wir wissen, wie eine bestimmte Person angesprochen werden möchte, dann sprechen wir sie selbstverständlich auf diese Weise an. Bei automatisiert erstellten Schreiben verwenden wir die Anrede „Guten Tag“ verbunden mit dem Vor- und Nachnamen.

Weshalb wurden diese formalen Regelungen getroffen?

Der Beschluss hat eine Vorgeschichte: Die Freie Universität hat sich bereits im „Mission Statement Diversity“ 2013 zu ihrer Verantwortung als öffentliche Institution bekannt. Dazu gehört, die Verschiedenheit von Menschen stärker anzuerkennen und wertzuschätzen und selbstkritisch Ausgrenzungsmechanismen zu erkennen und abzubauen.

Dieses Engagement der Freien Universität wurde durch verschiedene Auszeichnungen bestätigt, zum Beispiel durch das Zusatz-Prädikat Diversity des Total E-Quality Award in den Jahren 2017 und 2021.

Im vergangenen Jahr hat die Freie Universität ein Diversity-Konzept verabschiedet. Die darin formulierten Grundsätze und Ziele sollen alle Hochschulangehörigen dabei unterstützen, ein diskriminierungsfreies und diversitätsgerechtes Umfeld für das Studieren, Forschen und Arbeiten zu schaffen. Dazu gehört eine inklusive Sprache, die viele Angehörige der Freien Universität aus allen Statusgruppen auch schon verwenden. Dennoch bestand bei vielen der Wunsch nach einer einheitlichen und transparenten Orientierung. Eine solche Orientierung soll die neue Regelung für die offizielle Kommunikation bieten.

Was heißt „offizielle Kommunikation“? Für wen gelten die Regelungen?

Für alle, die in ihrer Funktion im Namen der Universität insgesamt kommunizieren, also alle zentralen Verwaltungs- und Organisationseinheiten. Das ist für die meisten jetzt schon selbstverständlich. Wenn Beschäftigte individuell kommunizieren, also beispielsweise E-Mails an einzelne Personen schreiben oder Aufsätze im eigenen Namen verfassen, wird die Art der Formulierung nicht vorgegeben. Aber natürlich sind alle Universitätsangehörigen grundsätzlich verpflichtet, sich diskriminierungsfrei zu verhalten.

Wer hat an den Regelungen mitgearbeitet?

Kommunikation betrifft alle, deshalb wollten wir an der Freien Universität mit vielen Beteiligten die sprachlichen und technischen Möglichkeiten abwägen. Deshalb wurde im Herbst 2020 eine Arbeitsgruppe zum Thema Namens- und Geschlechtseintrag und Anfang 2021 eine Arbeitsgruppe zu gendergerechter Sprache eingerichtet.

Die Mitarbeitenden in Letzterer wurden gebeten, Empfehlungen zu erarbeiten, wie in der offiziellen Kommunikation der Universität geschlechtergerechte Sprache verwendet werden sollte. Dabei hat die Arbeitsgruppe zum Namens- und Geschlechtseintrag hinsichtlich der vorhandenen technischen Möglichkeiten im digitalen Datensystem der Universität beraten, sodass die Regelung nun umsetzbar wird.

Betritt die Freie Universität mit den Regelungen zu geschlechtergerechter Sprache Neuland?

Als Einrichtung folgen wir unserem langjährigen Engagement, und auch für viele Universitätsangehörige ist geschlechtergerechte Sprache bereits Alltag. Insgesamt haben bundesweit schon viele Verwaltungen und Einrichtungen inklusive Regelungen erarbeitet, auch in Berlin.

Wichtig ist, dass alle Mitglieder der Universität einen Beitrag leisten, damit die Universität zu einem diskriminierungsfreien und diversitätsgerechten Ort wird. Wir sollten Begriffe wie Diversity und Inklusion im Universitätsalltag leben – sonst bleiben sie bloße Bekenntnisse.

campus.leben

Weitere Informationen

Auch andere Einrichtungen und Hochschulen haben Regelungen entwickelt, hier ein paar Beispiele:

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