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Sprachliche Diskriminierung

Sprache bildet die Wirklichkeit nicht ab, sondern gestaltet sie. In der Sprache findet einerseits alles seinen Ausdruck: wie wir leben, denken, studieren, arbeiten, lehren oder forschen, welchen Dingen wir Bedeutung zumessen und welchen nicht. Andererseits wird unsere Wahrnehmung, unsere Denkweise und unsere Lebensrealität von Sprache beeinflusst. Sprache vermittelt gesellschaftliche Werte und Normen und reproduziert diese.

Diskrimnierungssensible Sprache

Ein gesellschaftlicher Wandel geht deshalb auch mit einer stetigen Veränderung der Sprache einher. Das Sprachverständnis bleibt jedoch manchmal hinter der gesellschaftlichen Entwicklung zurück. Deshalb gilt es, gewohnte Strukturen, Weltbilder und Machtverhältnisse in der Sprache zu hinterfragen.

Es gibt nicht eine „richtige“ Form der diskriminierungsarmen und -sensiblen Sprache. Sprache entwickelt sich über die Zeit und es ist wichtig, dass wir uns mit der Sprache, die wir benutzen, selbstkritisch befassen und sensibel sind für die Definitionsmacht, die Verletzungsmacht und das Potential von Sprache, ob wir die Sichtbarkeit und Inklusion von marginalisierten Gruppen stärken – oder eben Menschen auszuschließen und stigmatisieren (absichtlich oder nicht).

Denk- und Sprechgewohnheiten diversitätssensibel zu gestalten stellt einen wichtigen Beitrag zu einer wertschätzenden, diskriminierungsarmen Lehr-, Lern- und Arbeitsumgebung dar. Das Präsidium der Freien Universität Berlin hat deswegen am 25. Januar 2022 auf Grundlage der Empfehlungen einer statusgruppenübergreifenden Arbeitsgruppe eine Regelung zur Verwendung von geschlechtergerechter und -inklusiver Sprache in der offiziellen Kommunikation der Freien Universität beschlossen.

(Selbst)Bezeichnungen

Menschen benutzen unzählige verschiedene Begriffe für ihre Identitäten und Selbstbezeichnungen – auch Menschen innerhalb ein und derselben Gruppe. Da Sprache einem ständigen Wandel unterworfen und eng mit Identitäten, Eigenschaften, Marginalisierungspraxen und politischer Mobilisierung verbunden ist, kann es keine dauerhaften verbindlichen Definitionen oder Sprachregelungen geben.

Einige allgemeine Tipps:

  • In der Regel sollten Selbstbezeichnungen, insbesondere Begriffe, die sich aus der jeweiligen Community entwickelt haben, Vorrang gegenüber Fremdbezeichnungen erhalten.
  • Grundsätzlich gilt es, die Selbstdefinition einer Person zu respektieren. Dennoch kann nicht daraus geschlossen werden, dass andere Menschen die gleiche Bezeichnung auch so verstehen oder sogar angemessen finden. Auch fallen unter ein und denselben Identitätsbegriff Menschen mit unterschiedlichen Selbstdefinitionen und Biografien, die nicht unbedingt dieselben Erfahrungen teilen oder dieselben Interessen verfolgen.
  • Durch die Benennung von allen jeweils relevanten Personengruppen wird vermieden, dass manche Personen als „das Normale” gelten und alle anderen als „die Abweichung” (z.B. sowohl cis als auch trans* Personen benennen)
  • Bei einer sogenannten ‚people-first‘ Bezeichnung steht der Mensch im Mittelpunkt und Adjektive oder ähnliches werden verwendet, um Aspekte der Person zu benennen, z.B. „geflüchtete Personen“ im Gegensatz zu „Geflüchtete“. Mit ‚people-first‘ Bezeichnungen kann vermieden werden, Menschen auf einen Aspekt ihrer Identität zu reduzieren und/oder sie implizit zum Objekt zu machen 
  • Manche Begriffe die als Beleidung gegen marginalisierte Communities verwendet wurden, wurden von diese Communities angeeignet als Akt des Widerstands und Selbstbehauptung. So zum Beispiel wurde der englische Begriff „queer“ lange als herablassende Beschimpfung gegenüber insbesondere schwulen Männern verwendet. Erst in den 1980er Jahre fingen lesbische und schwule Aktivist*innen an, sich den Begriff als positive Selbstbezeichnung anzueignen - für Personen, die sich in ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität nicht heteronormativen oder geschlechtlich binären Kategorien zuordnen können oder möchten. Bei der Verwendung solcher angeeigneten und neubewerten Schimpfwörter ist Vorsicht geboten, denn wenn sie von Personen, die nicht als Teil der Community erkennbar sind, verwendet werden, können sie weiterhin eine beleidigende Wirkung haben.