Springe direkt zu Inhalt

Helle Nächte, dicke Luft und lauernde Gefahren

Wissenschaftler untersuchen Klima- und Umwelteinflüsse auf den Großstadt-Menschen

23.04.2010

Berlin ist auch nachts an vielen Orten taghell: Die „Lichtverschmutzung“ bringt den Biorhythmus von Mensch und Tier durcheinander. Hier: Potsdamer Platz mit der Leipziger Straße (rechts) und der Tiergarten (links).

Berlin ist auch nachts an vielen Orten taghell: Die „Lichtverschmutzung“ bringt den Biorhythmus von Mensch und Tier durcheinander. Hier: Potsdamer Platz mit der Leipziger Straße (rechts) und der Tiergarten (links).
Bildquelle: Freie Universität Berlin / Institut für Weltraumwissenschaften

Wie sich Klima- und Umwelteinflüsse auf Menschen in der Großstadt auswirken, untersuchen Wissenschaftler im Forschungsprojekt „MILIEU“ an der Freien Universität. „MILIEU“ ist die Abkürzung für „Der Mensch im Ballungsraum unter Klima- und Umwelteinflüssen“. Der Forschungsverbund ist ein Zusammenschluss Berlin-Brandenburger Universitäten. 67 Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen von Meteorologie bis Medizin untersuchen, wie sich der Wandel von Klima und Umwelt auf Menschen und Tiere in der Großstadt auswirkt.

In den sechs Teilbereichen des Projekts geht es um Treibhausgase und Luftqualität, um Lichtverschmutzung und Wasserwirtschaft, um Krankheitserreger, die durch Zecken übertragen werden und um die Gesundheit des Menschen unter sich wandelnden Umweltbedingungen. Ziel ist es, ein dreidimensionales Computermodell einer Stadt am Beispiel Berlins aufzubauen, mit dem gezeigt werden kann, wie sich der Klimawandel auf die Gesundheit des Menschen auswirkt und wie man mögliche negative Einflüsse minimieren kann.

Um zu sehen, wie sich Temperatur und andere Umwelteinflüsse auf den menschlichen Körper auswirken, wurden im Teilprojekt „Climate Change and Human Health“ bereits sechs Probanden auf verschiedenen Wegen durch Berlin geschickt. An ihrem Körper trugen sie Sensoren, mit denen Herzfrequenz und Körpertemperatur der Testpersonen,  Außentemperatur, Windgeschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit und Luftverschmutzung in Berlin gemessen wurden.

In „The Dark Side of Light Pollution“ gehen unter anderem Meteorologen, Mediziner, Biologen und Stadtplaner den schädlichen Auswirkungen von „Lichtverschmutzung“ auf den Grund. Physiker messen das nächtliche Lichtspektrum vom Boden aus und per Flugzeug aus der Luft, Biologen untersuchen die negativen Auswirkungen des Lichts auf das Ökosystem.

Um Zecken und die Krankheitserreger, die sie übertragen geht es in der Forschungskette „Vector-borne Diseases in an Urban Environment“. In dem Projekt werden Daten gesammelt, die zeigen sollen, welche Umweltfaktoren bestimmte Gebiete in der Stadt besonders attraktiv für Zecken und ihre Wirte machen.

Die nachhaltige Wasserbewirtschaftung von Großstädten steht im Mittelpunkt des Teilprojekts „Sustainable Water Management, Land Use and Ecology“. Ziel ist es, auf Grundlage der Forschungsergebnisse ein Konzept zu entwickeln, das eine dem Klimawandel und den sich ändernden Umwelteinflüssen angepasste Land- und Wasserwirtschaft in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg ermöglicht.

„Air Quality in Cities“ heißt ein weiteres Projekt, das den Einfluss des Klimawandels auf die Luftqualität in der Großstadt mit Schwerpunkt auf Feinstaubbelastung, Ozon und Stickoxiden untersucht. Mit verschiedenen Messdaten soll simuliert werden, wie sich die Luftverschmutzung auf Großstädter auswirkt. Im Teilprojekt „Greenhouse Gases in Berlin“ möchten Forscher ein Kohlenstoffkreislauf-Modell entwickeln, mit dem der Treibhausgas-Haushalt von Berlin erfasst werden kann. Damit wollen die Wissenschaftler herausfinden, welche Parameter verändert werden müssen, um die Treibhausgasbilanz Berlins zu optimieren.