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Die Situation der Rückkehrenden

Sukkulente

Sukkulente

Mögliche Auswirkungen langer, schwerer, existenzieller Erkrankung

Wer mit einer schweren, womöglich lebensbedrohlichen Erkrankung konfrontiert wird, erlebt zumindest zeitweise einen Kontrollverlust. Körper und/oder Seele funktionieren nicht mehr wie gewohnt, man fühlt sich hilflos und abhängig von Ärzt*innen.
Vor allem aber stellen sich große Fragen:

  • Werde ich überleben?
  • Wieviel Zeit habe ich noch?
  • Wie will ich meine verbleibende Lebenszeit nutzen?
  • Wie kann ich in Zukunft gut auf mich achtgeben?

Diese Fragen begleiten Betroffene häufig auch bei der Rückkehr ins Arbeitsleben. Selbstsorge hat an Bedeutung gewonnen und manche Probleme im Arbeitskontext erscheinen ihnen nicht (mehr) wichtig im Angesicht dessen, was sie im Verlauf ihrer Erkrankung erlebt haben.

Diese Haltung kann hilfreich sein, um während der Wiedereingliederung und danach das richtige Maß zu finden und so dauerhaft arbeitsfähig zu werden und zu bleiben. Sie stellt aber auch oft eine Herausforderung für Sie als Führungskraft und für das Team dar, gerade wenn „die Schlagzahl“ in Ihrem Arbeitsbereich hoch ist.

Auch bei nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen geraten Gewissheiten ins Wanken:

  • (Wann) kann ich meinem Körper, meiner Seele wieder vertrauen?
  • Was wird (wann) wieder möglich sein, was nicht?
  • Was bedeutet das für mein privates und berufliches Leben?

Je nach Erkrankung können Themen wie die Wohnsituation, die eigene Mobilität, die Gestaltung von Beziehungen, Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und das Ausfüllen der beruflichen Rolle betroffen sein. Für manche Rückkehrende, gerade nach psychischen Krisen bzw. psychischer Erkrankung, ist die Rückkehr an den Arbeitsplatz zudem emotionale Schwerstarbeit.

Es kommt bei vielen Betroffenen zu einer Verunsicherung, was die eigene Leistungsfähigkeit angeht. Diese ist in der Regel nach einer langen Erkrankung zunächst einmal verändert, so dass auch sehr leistungsorientierte, ehrgeizige Mitarbeiter*innen im Beruf meist nicht einfach so weitermachen können wie bisher. Sowohl aufgrund der Erkrankung selbst als auch durch die z.T. anstrengende Behandlung und die Nebenwirkung von Medikamenten und Therapien kann es dazu führen, dass Betroffene sich schneller erschöpft fühlen oder es schwieriger finden, sich länger zu konzentrieren. Manche machen die Erfahrung, dass andere das Ausmaß ihrer Nichtbelastbarkeit gar nicht erfassen können. Gerade bei einem hohen Anspruch an sich selbst besteht die Gefahr, sich zu schnell zu viel zuzumuten und dadurch womöglich einen herben Rückschlag zu erleiden.

In der Zeit der Abwesenheit können sich Projekte, Arbeitsinhalte und -abläufe verändert haben. Vielleicht ist die bisherige Stelle nicht mehr vorhanden oder die Vertretungskraft ist noch da und hat viele Änderungen im Arbeitsablauf vorgenommen. Vielleicht gibt es Pläne, dass sie dauerhaft auf der Stelle bleiben soll. Das alles führt nicht selten dazu, dass Beschäftigte, die aus einer langen Erkrankung zurückkehren, sich als „Fremdkörper“ fühlen. Die Rückkehr an den Arbeitsplatz wird von manchen Betroffenen als Kulturschock beschrieben, so als wäre man lange im Ausland gewesen, mit einer anderen Sprache, anderen Regeln, Werten und Prioritäten.

Viele der Betroffenen haben jedoch nicht nur Verunsicherung erlebt, sondern gerade in der Auseinandersetzung mit der Erkrankung neue Kompetenzen erworben. Das kann z.B. sein: Empathie, Durchsetzungsfähigkeit, Selbstbestimmtheit, Kraft, Organisationsfähigkeit, Positivität, Entschlossenheit, Siegeswillen, Blick für das Wesentliche, keine Angst mehr vor vermeintlichen „Schwächen“. Natürlich ist das individuell verschieden, aber es lohnt sich, gemeinsam mit der oder dem Betroffenen nach solchen Schätzen Ausschau zu halten und sie auch im Beruf zu nutzen.

Bedeutung von Arbeit bei der Genesung

Die Bedeutung von Arbeit für die Genesung ist enorm: Sie gibt Halt, vermittelt Stabilität, Autonomie und Sinn und ist daher für viele Betroffene trotz aller Anstrengungen des Wiedereinstiegs ein wahrer Kraftspender.

Auswahl gesundheitsförderlicher Wirkungen von Arbeit:

  • gibt dem Tag Struktur
  • lenkt ab von unproduktivem Grübeln
  • lässt nach vorn schauen
  • wirkt dem Gefühl von Kontrollverlust entgegen
  • verschafft Erfolgserlebnisse
  • gebraucht zu werden und in ein Team eingebunden zu sein, stärkt das Selbstwertgefühl.