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Neubau der Philologischen Bibliothek

Der Neubau der Philologischen Bibliothek

Alt und Neu: Ein Ausblick auf die neue Philologische Bibliothek an der noch nicht sanierten Fassade der "Rostlaube"

Die Baustelle im Juni 2004 - Teil 3


Die Baustelle im Juni 2004 - Teil 4


Die Baustelle im Juli 2004 - Teil 1


Die Baustelle im Juli 2004 - Teil 2


Die Baustelle im September 2004


Die Baustelle im Oktober 2004


Die Baustelle im Dezember 2004


Die Baustelle im Januar 2005


Die Baustelle im Februar 2005


Detail der Baustelle im Februar 2005


Die Baustelle Ende März 2005


Detail der Baustelle Ende März 2005


Die Baustelle Ende Juni 2005


Detail der Baustelle Ende Juni 2005


Bildarchiv


Als Lord Norman Foster 1997 im Gutachterwettbewerb zur Sanierung und zum Umbau der "Rostlaube" für seinen Entwurf zum Einbau der Philologischen Bibliothek den ersten Preis erhielt, sah sein Konzept der Hofüberbauung eine sehr transparente Konstruktion mit einem leichten und filigranen Stahl-Glas-Dach vor. Dabei sollten sich die geschwungenen Glasflächen in der Höhenentwicklung nur unwesentlich über das Niveau der angrenzenden Altbauteile der "Rostlaube" erheben. Vor allem aber war der zu implantierende neue Bibliotheksbau noch deutlich in die Konturen der vorhandenen Struktur eingepasst - er nahm also eine im Grundriss vermittelnde, den Ursprungsentwurf der Architekten Candilis, Josic und Woods aus den 60er Jahren deutlich respektierende Form an.

Foster und sein Team haben inzwischen, von diesem noch skizzenhaften Anfangspunkt ausgehend, das Entwurfskonzept bis heute in einer Weise weiterentwickelt, die zu einem radikal neuen Ansatz geführt hat: Statt die einzusetzenden Bauteile mit dem Altbau mehrfach zu verzahnen, entsteht jetzt ein vollkommen frei stehender Baukörper, der nur mit zwei leichten Übergängen an die Straßen K und L angebunden ist, sich aber sonst in seiner eigenen Sprache ganz autonom artikuliert. Das äußere Bild zeigt eine sanft gewölbte Figur, die auf den ersten Blick an eine voluminöse Tropfenform erinnern könnte. Diese geometrisch gekrümmte, kuppelförmige Hüllfläche spannt sich weit über einen kompakten Geschossbau mit fünf Ebenen, auf denen die Bücher der Philologischen Bibliothek aufgestellt sein werden. Durch die besondere Form und Konstruktion der Hülle, die als Kuppel zu bezeichnen ihrem Bautyp nicht ganz gerecht würde, wird es möglich, die von der Universität benötigten Flächen in einem minimalen Volumen unterzubringen: Das Verhältnis von Oberfläche, Volumen und Nutzfläche erreicht so ein Optimum.

Zugleich stellt dieser Schirm ein technisch intelligentes System dar: Das Konzept der aus zwei Schalen bestehenden, weit gespannten Gebäudehülle soll alle Belange des Wetter-, Kälte- und Sonnenschutzes sowie der natürlichen Belichtung und Lüftung berücksichtigen. Durch ein spezielles Steuerungsprogramm, das die Luftführung in der Hülle in Verbindung mit der Betonkernaktivierung des Geschossbaus regelt, soll erreicht werden, dass das Innenklima der Bibliothek weitgehend mit natürlicher Lüftung betrieben werden kann.

Mindestens so spannend wie die äußere Form ist das Innenraumerlebnis, das sich den künftigen Besuchern und Benutzern der Bibliothek bieten wird: Die fünf Nutzebenen des eingestellten Geschossbaus, auf denen die Bücher stehen, treppen sich von unten nach oben entsprechend dem Profil der Außenhülle zurück. Die Außenränder dieser Nutzebenen sind wellenförmig ausgeformt; dort befinden sich die Leseplätze und ruhigen Arbeitsbereiche. Von hier aus öffnet sich der Blick in das Volumen der gesamten Halle; zugleich bieten sich Durchblicke nach außen durch einzelne transparente Felder, die in die beiden Schalen der Hülle eingelassen sind.

Nachdem die ersten vorbereitenden Arbeiten auf der Baustelle im Januar 2002 begonnen haben, sind ziemlich genau zwölf Jahre seit dem Zeitpunkt vergangen, als die hohe Asbestbelastung in der "Rostlaube" entdeckt wurde. In der Folge wurde nicht nur über die dringend notwendige technische Sanierung des Gebäudes befunden, sondern vor allem auch ein neues Nutzungskonzept festgelegt, das die Zusammenführung aller Philologien auf dem ehemaligen Obstbaumgelände an der Habelschwerdter Allee und die Errichtung einer gemeinsamen Bibliothek zum Ziele hat. Es hat lange Zeit gebraucht, bis das Projekt in Gang gekommen ist - aber nun nimmt es Gestalt an:

Die Bilder von der Baustelle zeigen zunächst die Abfolge der Rohbauarbeiten, die Ende November 2002 fertiggestellt worden sind.

Die Bauunterbrechung im Anschluß erklärt sich aus finanziellen Schwierigkeiten, da die Kosten für die Hülle höher sind als ursprünglich geplant. Mit einer vereinfachten Konstruktion und weiteren Einsparungen innerhalb des Bauvorhabens ist im Verlauf des Jahres 2002 versucht worden, die Kosten zu senken. Dies ist teilweise gelungen, allerdings bestand weiterhin ein - wenn auch geringeres - Defizit. Hier zeigte sich erneut, daß der 1996 verfügte Kostendeckel von 102 Mio. DM für das Gesamtprojekt nicht auskömmlich ist. Dies führte bereits in der Planungsphase im Herbst 2000 zu umfangreichen Programm- und Standardreduzierungen, die u.a. den Entfall der obersten Leseebene sowie eines Technikgeschosses zur Folge hatten.

Nach einer Zeit der Unsicherheit wurde Mitte März 2003 dann der Auftrag für die zweischalige Hülle vergeben: Voraussetzung für die Auftragserteilung war der Beschluß des Hauptausschusses des Abgeordnetenhauses über die Anerkennung einer Kostenerhöhung von 2,7 Mio. € für die Bibliothek.

Im Frühjahr und Sommer 2003 erfolgte die Werk- und Montageplanung und mit der Aufstellung des neuen Kranes Anfang August des Jahres wurde die Zeit der Bauunterbrechung beendet. Seit Mitte August wurden die Teile des unteren, später nicht mehr sichtbaren Ringes der Konstruktion zur Baustelle transportiert und montiert. Ab Oktober 2003 wurden die sichtbaren Stäbe des Stahlfachwerkes in ihrer neuen gelben Farbgebung auf den unteren Ring aufgesetzt. Dafür wurden immer wieder größere Teile vormontiert und dann mit Hilfe des Kranes aufgesetzt. Nach Beendigung der Montage Anfang Januar 2004 folgten die Alu- und Glaspaneele der äußeren Schale. Parallel zum Schliessen der Hülle lief seit Frühjahr 2004 der Innenausbau mit Trockenbau- und Fachtechnikarbeiten, der Montage der Innenhülle uvm.

All diese Arbeiten sind nun fertiggestellt und am 14.September 2005 wurde die Bibliothek feierlich eröffnet.

(Text: Michael Krauß, Iren Böhme / Fotos und Erläuterungen:
Iren Böhme, Technische Abteilung, Referat Bauplanung)

für Anregungen, Kritik, Fragen: E-Mail

Geschichte der Rostlaube