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>> studierendenorientiert lehren: was ist darunter zu verstehen?

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Wir vertreten den Ansatz, dass Lehren und Lernen dann am erfolgreichsten sind, wenn sich Lehrende und Studierende über ihre geteilte Verantwortung für den Lernerfolg verständigen.  

Wissenschaftliches Wissen zu vermitteln und die Studierenden in ihrem Lernen bestmöglich zu fördern, ist eine komplexe und hoch spannende Aufgabe. Zum Glück muss niemand das alles allein auf sich gestellt bewältigen.

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Ja, der Begriff der Studierendenorientierung beruht auf dem ‚shift from teaching to learning’, aus den 90er Jahren*  

Es bedeutet, bei allen Fragen der Planung und Durchführung von Lehre – sei es Themenwahl, Lehrmethodik, oder Prüfungsform - auf das Lernen zu fokussieren und damit auf die Frage:

Was führt zum Lernerfolg der Studierenden?  

*Barr, R.B. & Tagg, J. (1995)

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Das ist richtig, darum laden wir ja auch zu einem Austausch zwischen Lehrenden und Studierendem zu diesem Thema ein.  

Studierende brauchen im Studium Unterstützung dabei, effektive Lernstrategien zu erwerben und Lehrende brauchen Rückmeldungen von Studierenden, um besser zu verstehen, was ihre Lehrmethoden bewirken, was für die Studierenden „funktioniert“.

Aus unserer Sicht ist der Ansatz der "Studierendenorientierung" in der Lehre heute genauso aktuell und relevant, wie vor 25 Jahren, als der "Shift from Teaching to Learning" als Begriff geprägt wurde.

Zum Beispiel in Hinblick auf die andauernde Digitalisierung der Lehre: Das zentrale Kriterium, an welchem der situative Einsatz digitaler Tools in der Lehre, die Entscheidung über hybride oder blended Lehr-Lern-Szenarien sich auszurichten haben, ist der Lernerfolg. Inwiefern sind die verwendeten Methoden lernförderlich? Natürlich entscheiden nicht nur eine einzelne Methode oder ein Tool allein über den Lernerfolg.

Ada Pellert, Rektorin der FernUniversität in Hagen, schlägt in einem Interview vom 23.1.2023 zu "Gedanken zur Zukunft des Lehrens und Lernens" eine interessante Brücke zwischen dem Thema "Studierendenorientierung" und den Herausforderungen der digitalisierten Lehre:

"Die wohl größte Herausforderung ist es, Lernen grundlegend neu zu denken. Gedanklich müssen wir als Lehrende uns dahin bewegen, die Lernenden in den Mittelpunkt zu stellen und die Gestaltung des Lehrens und Lernens vom Lernenden aus zu betrachten. Dieser Lernprozess für Lehrende hat drei Aspekte, die ineinandergreifen müssen:

  1. Wie unterstützt man das Lernen der einzelnen Person und ihr Selbststudium?
  2. Zu einem gelingenden Hochschulstudium gehören immer Kollaboration und Austausch; das lässt sich in allen Lehrformaten umsetzen, in manchen leichter, in anderen schwieriger.
  3. Die Überlegung, wie man das Ganze in ein Lehr-Lern-Arrangement bringt – Gabi Reinmann spricht hier auch von Lehr-Lernarchitektur (Hybride Lehre – Ein Begriff und seine Zukunft für Forschung und Praxis, 2021).

Es geht also um die sinnvolle Gestaltung des Lernens, so dass Studierende die avisierten Lernziele und Lernergebnisse tatsächlich erreichen. Und hier liegt die zentrale Herausforderung: Welche Lerngelegenheiten stelle ich den Studierenden bereit, um einen fachlichen ebenso wie einen überfachlichen Kompetenzerwerb zu ermöglichen. Vielen Lehrenden fällt dieser so genannte „Shift from Teaching to Learning“ nicht leicht. Sie verstehen sich vor allem als Content-Provider und weniger als Lernbegleiter*innen. Die ausschließlich digitale Lehre in den Corona-Semestern, aber auch die hybride Lehre haben das noch einmal besonders sichtbar gemacht. Hier müssen wir ansetzen und zwar im Austausch miteinander, um Studierenden zukünftig mehr anbieten zu können als einen Livestream. Am Ende des Weges, wäre es wunderbar, wenn auch die Lehrenden das Gefühl haben: Meine Lehre ist interessanter geworden (und nicht nur „anstrengender“)!"