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Viele Erstsemesterstudierende der Chemie unterschätzen, wie viel mathematisches Wissen für ein erfolgreiches Studium erforderlich ist. Dadurch stoßen sie bereits zu Beginn auf Schwierigkeiten – nicht nur in den Mathematik-Grundlagenkursen, sondern auch im weiteren Studienverlauf. In einigen Fällen müssen sie sogar mathematische Kurse wiederholen. Eine Unterstützung bietet das freiwillige, studierendenzentrierte Zusatztutorium „Mathe mit Praxisbezug“ (MMP). Es bereitet gezielt auf die mathematischen Anforderungen im Chemiestudium vor und hilft, Abiturkenntnisse praxisnah und anwendungsbezogen aufzuarbeiten. Dennoch entschieden sich viele gegen eine Teilnahme.

Um zu verstehen, warum Studierende sich für oder gegen das MMP entschieden, führten wir Fokusgruppen und Blitzinterviews durch. Viele gaben an, sich unter Druck zu fühlen, das Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen. Da das MMP nicht mit Credit Points angerechnet wurde, sahen sie es als „zeitlichen Verlust“. Zwei Hauptgründe waren ausschlaggebend für die Nicht-Teilnahme: der fehlende Anreiz durch Credit Points und die Fehleinschätzung, dass die Mathematikvorlesung auch ohne zusätzliche Vorbereitung im MMP für jede*n machbar sei.

Das Lehrentwicklungsprojekt unterstützte Studierende dabei, fundierte Entscheidungen für ihren Studienverlauf zu treffen. In Ergänzung zu einem Mathematik-Quiz zur Selbsteinschätzung integrierten wir die „Student Stories“, die auf den Fokusgruppenaussagen basieren. Sie veranschaulichen die Entscheidung für oder gegen das MMP und die Auswirkungen auf das Studium. Besonders für Studierende, deren Abitur in Mathematik länger zurücklag oder die bereits in der Schule Schwierigkeiten hatten, erwies sich die Teilnahme als wertvoll.(Beispiele der Geschichten finden Sie hier: https://www.fu-berlin.de/sites/dcat/unser-angebot/StudentU/faq-studentU/Student-Stories.pdf.

Die Ergebnisse zeigen, dass reine Information nicht genügt. Studierende müssen gezielt zur Reflexion über ihre Studienplanung angeregt werden. Die „Student Stories“ wurden daher mit zukünftigen Erstsemestern geteilt, um ihnen einen realistischen Einblick in die Herausforderungen des Chemiestudiums zu geben.

Fazit: Studierende, die sich realistisch mit ihren Fähigkeiten und Herausforderungen auseinandersetzten, profitierten von einem flexibleren Umgang mit der Studiendauer und einem nachhaltigeren Lernerfolg.

Tipp: Hochschulen sollten nicht nur fachliche Unterstützungsangebote schaffen, sondern auch gezielt die Entscheidungsfindung der Studierenden thematisieren – sei es durch transparente Kommunikation über Studienstrukturen oder die Förderung eines realistischen Blicks auf individuelle Lernprozesse.

Wen kann man ansprechen, wenn man mehr erfahren möchte?

 Cynthia Heiner (DCAT)