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Sozialer Status

Im Berliner Landesantidiskriminierungsgesetz wird soziale Ungleichheit zum ersten Mal gesetzgeberisch in den Blick genommen, nicht nur als Folge, sondern als Gegenstand von Diskriminierungen. Der soziale Status beschreibt die wirkmächtige Zuordnung einer sozialen Position in einem System sozialer, das heißt gesellschaftlich eingeschriebener und historisch gewachsener Rangordnungen und Hierarchien. Es handelt sich bei dem sozialen Status um einen subjektiven, aber vor allem auch um einen zugeschriebenen Status, der nicht nur „vererbt“ wird (wie die soziale Herkunft); er wird durch die gesellschaftlichen Strukturen von außen an ein Individuum herangetragen und kann nicht in erster Linie nur durch eigene Aktivitäten selbst bestimmt und jederzeit geändert werden. 

Verschiedene – vor allem sozioökonomische – Faktoren bestimmen den sozialen Status einer Person mit: Einkommen, Armut, Überschuldung, Bildungsabschluss, Analphabetismus, Erwerbstätigkeit, Beruf, Kleidung, Wohnungs- und Obdachlosigkeit sowie die körperliche Erscheinung und vieles mehr. Soziale Herkunft wird manchmal mit dem sozialen Status oder Klasse gleichgesetzt. In der Tat hat soziale Herkunft einen starken Einfluss auf Zugangsmöglichkeiten zu Bildung und Kultur, vor allem im Zusammenhang mit dem familiären Bildungshintergrund und Finanzstatus. 

Manche Fördermaßnahmen zum Abbau von struktureller Benachteiligung zielen deshalb auf die sogenannte „First Generation“ von Studierenden mit einem nichtakademischen Familienhintergrund. Dennoch sind weder Bildungshintergrund noch soziale Herkunft mit sozialem Status gleichzusetzen. Auch andere Aspekte wie Elternschaft (geteilt oder alleinerziehend) aber auch Diskriminierung (z.B. Rassismus) und ein gesetzlich definierter Aufenthaltsstatus (z.B. eine Duldung) wirken sich ebenfalls auf die Bestimmung des sozialen Status aus.

Sozialer Status ist auch eng mit der Bildungssprache verknüpft, die eine besondere Rolle an der Universität spielt. Eine bestimmte Art und Weise des Sprachgebrauchs ist für die formalen Bildungskontexte in Deutschland charakteristisch und gilt schon als Schlüssel für Schulerfolg und somit auch für den Zugang zur Hochschule. Somit bestehen sprachliche Barrieren nicht nur für Studieninteressierte und Studierende, für die Deutsch keine Erstsprache ist, sondern auch für jene, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft und/oder ihres Bildungsweges nicht selbstverständlich diesen bestimmten Sprachgebrauch beherrschen (siehe auch Dimension Sprache).

Ziele

Eine Universität kann nicht alle gesellschaftliche Missstände beheben, auch nicht die Ausschlussstrukturen des Bildungssystems. Die Freie Universität Berlin ist jedoch bestrebt, zum einem durch ihre Forschung und Lehre zum Abbau sozialer Ungleichheit beizutragen und ihre eigene Rolle bei der Reproduktion kritisch zu hinterfragen, und zum anderen eine Lehr-, Lern- und Arbeitsumgebung zu sein, in dem Zugangsbarrieren aufgrund des sozialen Status abgebaut werden und alle ihre Mitglieder ihre Identität und Lebenserfahrungen sichtbar machen können, sich sicher und wertgeschätzt fühlen, sich einbringen und weiterentwickeln können und gleichberechtigt teilhaben können. Hierzu gehört sowohl der individuelle Umgang als auch die nachhaltige Erfüllung struktureller Chancengleichheit.

Neben ihren dimensionsübergreifenden Diversity Zielen – die selbstverständlich unter anderem die Dimension sozialer Status miteinschließen – hat die Freie Universität Berlin in ihrem Diversity-Konzept als spezifisches Ziel den Abbau von institutionellen und sprachlichen Barrieren von Studieninteressierten und Studierenden mit heterogenen Schul- und Ausbildungsbiografien beim Übergang in das Studium gesetzt. Dabei wurden folgende Teilziele (sowie Maßnahmen zu ihrer Erreichung) festgelegt:

  • Bedarf und Handlungsspielräume der Universität in Bezug auf sozialen Status sind bekannt und werden berücksichtigt 
  • Es besteht ein Diskurs innerhalb der Universität über strukturelle Ungleichheit in Bezug auf sozialen Status unter intersektionaler Perspektive
  • Studieninteressierte und Studierende mit heterogenen Schul- und Ausbildungs­biografien haben niedrigschwelligen Zugang zu Informationen über das Studium

Auch findet an der Freien Universität eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Ungleichheitsverhältnissen statt, unter anderem beim Bildungs­zugang.