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Eine lange Beziehungsgeschichte

Aus aktuellem Anlaß: Über 100 Jahre deutsch-ukrainische Diplomatie

News vom 24.02.2022

Das Arbeitspapier Nr. 50/2017 des Forschungsverbundes SED-Staat von Matthias Dornfeldt und Enrico Seewald "Deutschland - Ukraine. Hundert Jahre diplomatische Beziehungen" enthält eine ausführliche Darstellung zum historischen Hintergrund des Verhältnisses zwischen der Ukraine und Deutschland.

Im Geleitwort schrieb Botschafter Dr. Andrii Melnyk:

"Deutschland gehörte zu den ersten Staaten, die die Unabhängigkeit der Ukraine bereits am 9. Februar 1918 im Friedensvertrag von Brest-Litowsk zwischen der Ukrainischen Volksrepublik und den Mittelmächten anerkannten. Beide Länder nahmen zügig diplomatische Beziehungen auf. In Berlin wurde eine Gesandtschaft der Ukraine eröffnet, die am Ende des Ersten Weltkrieges und Anfang der 1920er Jahre die Interessen des wiedererstandenen ukrainischen Staates vertrat. Es ist daher kein Zufall, dass Deutschland - wie damals vor 100 Jahren, so auch heute - für die Ukraine eine besondere Rolle als wichtiger Partner und Verbündeter spielt.

Schon nach dem Ende des Ersten Weltkrieges hat man in Deutschland die politische Bedeutung der Ukraine für die Friedensordnung in Europa begriffen. Ein - viel weniger ausgeprägtes - Verständnis blieb auch dann bestehen, als die Ukraine ihre Selbständigkeit für viele Jahrzehnte zwar verloren, aber den Kampf um ihre Freiheit nie aufgegeben hatte.

Obwohl, wie aus den publizierten Berichten der deutschen amtlichen Vertretungen in der Sowjetunion hervorgeht, die Regierung in Berlin über den Holodomor 1932-1933 und seine millionenfachen Opfer in der Ukraine ausführlich informiert wurde, wurde nichts unternommen, um diesen Völkermord zu verhindern. Auch die historische Verantwortung Deutschlands gegenüber der Ukraine infolge des Vernichtungskrieges 1939-1945, der zwischen 8 und 10 Millionen ukrainischer Menschenleben gefordert hat, muss wissenschaftlich und politisch neu aufgearbeitet werden..

Es wäre sicherlich falsch, sich in der Geschichte zu verfangen. Aber nur eine offene Auseinandersetzung mit der Vergangenheit kann es uns, den Ukrainern und Deutschen, erlauben, unsere gemeinsame Zukunft in einem geeinten Europa erfolgreich zu gestalten."

Putins Krieg zielt auch auf die Zerstörung der europäischen Zukunft, für die sich die Ukraine entschieden hat. Mit dem Engagement der Bundesrepublik Deutschland und der deutschen Zivilgesellschaft für die von russischen Streitkräften überfallenen Ukraine und die vor dem Kriegsgeschehen flüchtenden Menschen sind die deutsche-ukrainische Beziehungen in ein neues Stadium getreten.

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