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Dr. David Seibert: Angehende Geschichtslehrer*innen professionalisieren - Lehr-Lern-Labor-Seminare als Einstieg in eine theoriegeleitete Unterrichtspraxis.

Format: Promotion

Kurzbeschreibung:

70 % der Lehramtsstudierenden empfinden das Studium als zu theoretisch und 40 % von ihnen benennen explizit die fehlende Theorie-Praxis-Verknüpfung in der Lehre als Hauptkritikpunkt am Studium (vgl. Thiel & Blüthmann, 2009, 23–24). Die im Zuge des Projekts K2teach adaptierten Konzepte von Lehr-Lern-Labor-Seminaren (Dohrmann & Nordmeier, 2015; Rehfeldt, Klempin, Seibert, Mehrtens & Nordmeier, 2016) versprechen, diese geforderte Verknüpfung zu liefern, ohne dabei einseitig Praxis um ihrer selbst willen zu generieren (Hascher, 2011). Sie ermöglichen gleichzeitig eine theoriegebundene Reflexion (Baumert, 2007). Außerdem soll durch eine komplexitätsreduzierte Umgebung kein „Praxisschock“ bei den Studierenden ausgelöst werden.

Diese Eckpunkte werden teilprojektübergreifend mit einer Skala zur wahrgenommenen Relevanz der Lerninhalte (Prenzel & Drechsel, 1996) und der Lehrer*innenselbstwirksamkeit gemessen (Schmitz & Schwarzer, 1999). Darüber hinaus stellt sich für die Bachelorstudierenden des Fachs Geschichte im Teilprojekt die Frage, ob und wie sich die angehenden Lehrer*innen professionalisieren. Professionalisierung wird hier mit dem berufsbiographischen Konzept der „Entwicklungsaufgaben“ (Hericks, 2006) gefasst und meint eine individuelle, subjektive und vorläufige Bearbeitung bzw. Lösung dieser Entwicklungsaufgaben (Kunze & Hericks, 2002). Hierzu werden mit den Teilnehmenden nach Abschuss des Seminars Gruppeninterviews (N = 15) geführt, die mit einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet werden (Kuckartz, 2016), um die kollektive Meinung (Lamnek, 2005) der jeweiligen Realgruppe (Vogl, 2014) zu erfassen. Das Nebeneinander von qualitativen und quantitativen Daten ergibt ein Mixed Methods Design, das als parallel und komplementär bezeichnet wird (Kuckartz, 2014).

Konkrete Fragestellungen

  • Für wie praxisrelevant halten die Teilnehmenden die theoretischen Inhalte des LLLS Geschichte im Vergleich zum bisherigen Studium und zu einer rein theoretischen Parallelveranstaltung?
  • Kann ein „Praxisschock“ vermieden werden?
  • Werden die drei Entwicklungsaufgaben nach Hericks durch den Besuch der LLLS von den Studierenden bearbeitet?
Doktorand: Dr. David Seibert Arbeitsbereich: Didaktik der Geschichte Teilprojekt: K2teach, Erprobung von Handlungsstrategien in Lehr-Lern-Laboren Erstbetreuer: Prof. Dr. Martin Lücke


Dazugehörige Publikationen

Seibert, D. (2020). Lehrer werden für das Fach Geschichte—Im Labor! [PhD Thesis]. http://dx.doi.org/10.17169/refubium-27034 

Literatur

Baumert, J., Beck, E., Beck, K., Glage, L., Götz, M., Freisel, L. et al. (2007). Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern in Nordrhein-Westfalen. Empfehlungen der Expertenkommission zur Ersten Phase. Düsseldorf: MIWFT.

Dohrmann, R. & Nordmeier, V. (2015). Schülerlabore als Lehr-Lern-Labore (LLL): Ein Projekt zur forschungsorientierten Verknüpfung von Theorie und Praxis in der MINT-Lehrerbildung. PhyDid B - Didaktik der Physik - Beiträge zur DPG-Frühjahrstagung, 0(0). Verfügbar unter http://phydid.physik.fu-berlin.de/index.php/phydid-b/article/view/658

Hascher, T. (2011). Vom „Mythos Praktikum“. … und der Gefahr verpasster Lerngelegenheiten. Journal für Lehrerinnen- und Lehrerbildung, 3, 8– 16.

Hericks, U. (2006). Professionalisierung als Entwicklungsaufgabe. Rekonstruktionen zur Berufseingangsphase von Lehrerinnen und Lehrern. Wiesbaden: Springer VS.

Kuckartz, U. (2014). Mixed Methods: Methodologie, Forschungsdesigns und Analyseverfahren. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Kuckartz, U. (2016). Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung (3., überarb. Aufl.). Weinheim: Beltz Juventa.

Kunze, I. & Hericks, U. (2002). Entwicklungsaufgaben von Lehramtsstudierenden, Referendaren und Berufseinsteigern. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 5(3), 401-416.

Lamnek, S. (2005). Gruppendiskussion: Theorie und Praxis (2., überarb. und erw. Aufl.). Weinheim: Beltz.

Prenzel, M. & Drechsel, B. (1996). Ein Jahr kaufmännische Erstausbildung: Veränderungen in Lernmotivation und Interesse. Unterrichtswissenschaft, 24(3), 217–234.

Rehfeldt, D., Klempin, C., Seibert, D., Mehrtens, T. & Nordmeier, V. (2016). Fächerübergreifende Wirkungen von Lehr-Lern-Labor-Seminaren: Adaption für die Fächergruppen Englisch, Geschichte und Sachunterricht. In C. Maurer (Hrsg.), Implementation fachdidaktischer Innovation im Spiegel von Forschung und Praxis. Gesellschaft für Didaktik der Chemie und Physik Jahrestagung in Zürich 2016 (Bd. 37, S. 556–559). Regensburg: IPN.

Schmitz, G. S. & Schwarzer, R. (1999). Lehrer-Selbstwirksamkeit. Verfügbar unter http://userpage.fu-berlin.de/gesund/skalen/Lehrer-Selbstwirksamkeit/hauptteil_lehrer-selbstwirksamkeit.htm.

Thiel, F. & Blüthmann, I. (2009). Ergebnisse der Evaluation der lehrerbildenden Studiengänge an der Freien Universität Berlin. Sommersemester 2009. Berlin.

Vogl, S. (2014). Gruppendiskussionen. In N. Baur & J. Blasius (Hrsg.), Handbuch der empirischen Sozialforschung (S. 581–586). Wiesbaden: Springer VS.