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"Das ist schon etwas Besonderes."

Im Gespräch mit den Teilprojektleitungen und der Teilprojektkoordination des Teams Qualifizierungsprogramm

27.03.2018

Bildquelle: René Dohrmann

Bildquelle: René Dohrmann

In Teilprojekt 5 „Qualifizierungsprogramm für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Lehrkräftebildung“ werden Doktorand*innen der Unterrichts- und Lehrkräftebildung: pädagogischer Schulpsychologie, Schulpädagogik und Fachdidaktiken im Planen und Schreiben ihrer Dissertation durch kontinuierliche Begleitung unterstützt, sodass sie wichtige Schlüsselqualifikationen erlangen. „Auf einen Kaffee mit K2teach“ traft nun die Teilprojektleitungen und die Teilprojektkoordination des Teams Qualifizierungsprogramm und sprach mit ihnen über die Ziele, die Angebotsstruktur und den Stellenwert des Qualifizierungsprogramms für das Gesamtprojekt sowie die Lehrpersonenbildung.

Sie forschen und lehren am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie. Bitte stellen Sie sich und ihre Aufgaben im Projekt kurz vor.

Steffi Pohl: Ich bin Professorin für Methoden und Evaluation/Qualitätssicherung und zusammen mit Rainer Watermann leite ich das Qualifizierungsprogramm von K2teach. Wir beschäftigen uns u.a. mit der Frage, wie wir den wissenschaftlichen Nachwuchs im forschungsmethodischen Kompetenzerwerb und damit die Promotionsvorhaben von K2teach optimal unterstützen können.

„Da ich die klassische Lehramtsausbildung durchlaufen habe, die sich nur sehr wenig mit Methoden der qualitativen und quantitativen Forschung auseinandersetzt, sind die Workshops für mich sehr bereichernd.“

Doktorandin im K2teach-Projekt

Rainer Watermann: Ich bin Leiter des Arbeitsbereichs Empirische Bildungsforschung und der Arbeitsstelle Lehr- und Studienqualität. Außerdem bin ich Prodekan am Fachbereich. Zusammen mit meinen Arbeitsgruppen widme ich mich u.a. dem Thema der Forschungskompetenzen in den Bildungswissenschaften, wir nehmen aber auch Fragen der Qualitätsentwicklung in den Blick. Dies sind Themen, die wir auch in dem Qualifizierungsprogramm aufgreifen, sowohl bei der inhaltlichen Planung als auch in Bezug auf die Evaluation des Programms.

Johanna Hildebrandt: Ich bin wissenschaftliche Koordinatorin des Qualifizierungsprogramms und zu meinen Kernaufgaben gehören die Planung, Koordination und Fortentwicklung unseres Qualifizierungsprogramms. Das heißt, ich bin zum einen für die inhaltlich-didaktische Gestaltung der Angebote und zum anderen für die Kommunikation im Projekt und mit Externen verantwortlich. Ich plane und führe außerdem die Evaluation des Programms durch.

 

Was sind denn die grundlegenden Ziele des Qualifizierungsprogramms und wie wurde es konzipiert?

Pohl: Unser Qualifizierungsprogramm verfolgt im Grunde zwei Ziele. Ganz zentral wurde erstmals an der FU Berlin ein Rahmen für eine strukturierte Begleitung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Lehrpersonenbildung geschaffen. Außerdem tragen die Formate maßgeblich zur internen und externen Vernetzung von K2teach bei, was für den Austausch zwischen den unterschiedlichen Disziplinen sehr wichtig ist und gleichzeitig den Promovierenden viele Kooperationsmöglichkeiten bietet.

„Da ich an meinem Arbeitsbereich zurzeit die einzige Promovierende bin und nicht so sehr im wissenschaftlichen Austausch mit anderen stehe, ist das Feedback in den Kolloquien daher sehr bereichernd für mich.“

Doktorandin im K2teach-Projekt

Watermann: Bei der Konzeption des Programms haben wir einerseits auf Erfahrungen zurückgegriffen, die wir bereits mit anderen Graduiertenprogrammen gesammelt haben. Wir haben darüber hinaus aber auch überlegt: Was sind denn spezifische Kompetenzen und Themenbereiche, die im Bereich der Lehrpersonenbildung bedeutsam sind und wie kann solch ein Qualifizierungsprogramm dazu beitragen, Standards zu setzen?

 

Welche Angebotsstruktur wurden entwickelt, um diese Ziele zu verwirklichen?

Hildebrandt: Wir haben ein modulares Konzept mit zwei unterschiedlichen Formaten entwickelt. In unseren Kolloquien fördern wir die interne und externe Vernetzung und in den Workshopangeboten die Aneignung von spezifischen Kompetenzen. Konkret finden mehrfach im Semester öffentliche Vorträge statt, die sogenannten Lauben Lectures in Kooperation mit der Dahlem School of Education. Hier sind auch bereits Kooperationen mit externen Netzwerken zur Nachwuchsförderung entstanden, wie dem BIEN-Netzwerk. In unserem jährlichen internen Kolloquium stellen unsere Promovend*innen ihre Promotionsvorhaben vor und erhalten Feedback aus dem Gesamtprojekt. Neben der internen Vernetzung werden so auch ganz konkret die Promotionsvorhaben begleitet. Und ebenfalls semsterbegleitend finden zahlreiche Workshopangebote statt, in denen Schlüsselqualifikationen vermittelt werden, außerdem Forschungskompetenzen und Kompetenzen im wissenschaftlichen Kommunizieren. An all diesen Angeboten können auch unsere assoziierten Mitglieder teilnehmen, also Promovend*innen, die zu ganz ähnlichen Themen im Bereich der Lehrpersonenbildung promovieren.

„Aufgrund des Qualifizierungsprogramms erhalte ich die Möglichkeit, mit anderen Promovierenden in meinem Feld in den kritisch-reflexiven Austausch zu treten. Der Austausch ist vor allem deshalb für mich so ergiebig, weil wir bei all der thematischen Nähe doch trotzdem auch sehr unterschiedliche Ansätze in unseren Forschungsvorhaben fahren. Dadurch habe ich den Eindruck, doppelt so viel an Wissen anzuhäufen, wie es mir wohlmöglich unter normalen Promotionsumständen gelingen würde.“

Doktorandin im K2teach-Projekt

 

Eines der besonderen Merkmale von K2teach ist die interdisziplinäre Zusammensetzung. Wie erleben Sie den Austausch unter den Promovend*innen und welche Herausforderungen ergeben sich für die Konzeption des QP?

Watermann: Die Lehrpersonenbildung macht es aus meiner Sicht notwendig, Perspektiven der Schulpädagogik, der Pädagogischen Psychologie und der Fachdidaktiken zu vereinen. Und genau diese Ressourcen nutzen wir auch in dem Qualifizierungsprogramm, wenn es darum geht, uns im Projekt auszutauschen und die Promovend*innen zu unterstützen. Das ist also ganz klar eine Stärke. Aber natürlich gibt es auch Herausforderungen, die wir meistern müssen. Denn ein strukturiertes Promotionsprogramm muss gleichzeitig flexibel konzipiert sein, so dass es unterschiedliche wissenschaftliche Traditionen berücksichtigt. Hier stoßen wir z.B. auf Unterschiede in den Methoden oder auf die Frage, ob Promotionen kumulativ verfasst werden oder als Monographie.

„Das Programm bietet für mich die Möglichkeit, in einen regelmäßigen Austausch mit anderen WiMis zu treten, die in ähnlichen Situationen wie ich sind. So kann man sich nicht nur über wissenschaftliche Methoden austauschen, sondern auch über Probleme und Herausforderungen vor denen man gerade bei seiner Promotion bzw. wissenschaft-lichen Arbeit steht.“

Doktorandin im K2teach-Projekt

Hildebrandt: Im Austausch mit den Promovend*innen erfahren wir, dass die erlebten Unterschiede zwischen den Disziplinen gar nicht so groß sind und dass sie enorm von dem Austausch und der Vernetzung profitieren. Das sehen wir zum einen an den Rückmeldungen zu den Workshops, in denen alle vor denselben Herausforderungen stehen, wenn es um das Anfertigen einer Dissertation geht, und zum anderen an den Kolloquien, in denen sehr angeregt und vertieft der fachliche Austausch stattfindet. Der Forschungsprozess an sich ja sehr ähnlich ist. Unterschiede zeigen sich eher in formalen Aspekten der Promotion.

 

Welches weitere Feedback haben Sie bislang durch die Teilnehmer*innen erhalten?

Pohl: Wir erhalten Rückmeldungen auf drei Ebenen. Gerade bei der Konzeption des  Programms und dem Anspruch, dies flexibel und möglichst bedürfnisorientiert zu gestalten, steht Johanna Hildebrandt in engem Austausch mit Teilnehmer*innen und   Betreuer*innen. So können wir Angebote dem Fortschritt im Forschungsprozess entsprechend planen und erhalten

„Für mich hat besonders das erste Kolloquium Erträge gebracht, da ich aufgrund der Expert*innenrück-meldungen in meinem bisherigen Vorhaben gestärkt, aber infolgedessen auch für neue Perspektiven auf meine Forschung den Blick öffnen konnte.“

Doktorandin im K2teach-Projekt

hierzu auch positive Rückmeldungen. Darüber hinaus evaluieren wir das Programm an sich, indem wir die Teilnehmenden jährlich befragen. Hier stellen wir fest, dass die Promovend*innen durch unsere Angebote subjektiven Kompetenzzuwachs erleben und die Angebote sehr wertschätzen. Und schließlich evaluieren wir auch die Lehrqualität der Angebote und sehen hier insgesamt eine sehr hohe Lehrqualität der ausgewählten Expert*innen.

 

Welchen Stellenwert hat das Qualifizierungsprogramm für das Gesamtprojekt und auch für die Lehrpersonenbildung der FU Berlin?

„[Durch das Qualifizierungsprogramm] habe ich […] gesehen, dass sich auch andere mit den Fragen quälen, die mich umtreiben. Und ich habe auch gesehen, dass es dafür Lösungen gibt. Und das hat mich in manchen Momenten dazu bewegt, meine Zweifel zur Seite zu stellen und weiterzumachen. Diese Motivation hätte ich ohne die Veranstaltungen des Qualifizierungs-programm nicht gehabt, glaube ich.“

Doktorandin im K2teach-Projekt

Hildebrandt: In der Lehrpersonenbildung sehen wir bereits einige Kooperationen an der FU, insbesondere mit Blick auf die Lehre, die auch durch K2teach maßgeblich gestärkt wurden. Auf der Forschungsebene müssen wir jedoch noch stärker daran arbeiten, uns zu vernetzen. Für K2teach bedeutet das Qualifizierungsprogramm daher auf jeden Fall das Potential, stärker in den interdisziplinären wissenschaftlichen Diskurs zu treten und Nachwuchswissenschaftler*innen aktiv zu fördern.

Watermann: Wir können außerdem festhalten: An der FU gibt es kein vergleichbares strukturiertes Angebot für den wissenschaftlichen Nachwuchs, das den Bereich der Lehrpersonenbildung abdeckt. Das  heißt, wir haben ganz neue Formate und Strukturen geschaffen und durch die Anbindung an die Dahlem School of Education lassen sich diese auch strukturell verankern. Das ist schon etwas Besonderes.


Das Interview führte Jennifer Zimmermann