Von der Grundstufe bis zur Berufsausbildungsvorbereitung: Biesalski-Schule
Die Biesalski Schule ist sowohl Grundschule als auch Integrierte Sekundarschule und Berufsschule mit sonderpädagogischer Aufgabe und dem Förderschwerpunkt „Körperliche und motorische Entwicklung“. Rund 200 Kinder und Jugendliche besuchen die Biesalski Schule, rund 100 Mitarbeiter:innen arbeiten vor Ort.
Die Integrierte Berufsausbildungsvorbereitung (IBA) bietet den Schüler:innen nach der zehnten Klasse vielfältige Möglichkeiten erste Berufsschulerfahrungen zu sammeln. Hier beinhaltet u. a. die IBA Agrarwirtschaft zwölf Stunden Fachpraxis und sechs Stunden Fachtheorie im eigenen Garten. Die Schule hat außerdem verschiedene Schülerfirmen, AGs und einen Förderverein.
Arbeit mit Pflanzen:
Das pädagogische Arbeiten mit Pflanzen gehört in der Biesalski Schule zum pädagogischen Konzept und wurde auf Initiative der Leitung der Einrichtung implementiert. Der rund 500 m² große Garten liegt in einem abgegrenzten Bereich auf dem Schulgelände und ist mit zwölf Beeten, zwei Gewächshäusern, einer Lavendelhecke, einer Kräuterschnecke und diversen Bäumen ausgestattet. Hier ist auch das offene Klassenzimmer zu finden: Es besteht aus zwei großen Tischen, vier Bänken und einer Tafel und ist überdacht. So können die Schüler:innen im fachpraktischen Unterricht theoretische Inhalte wie das Schreiben der Berichtshefte mit der Dokumentation der geleisteten, individuellen Arbeiten, die Übertragung und Aktualisierung des Pflanzplans oder die Zeichnung von Pflanzen, auch im Freien bearbeiten.
Die Hauptverantwortung für den Garten trägt das pädagogische Team, jedoch werden die anfallenden Arbeiten zum Großteil von den Schüler:innen erledigt. Das sind zum einen die gesamten Schüler:innen der Grundstufe, die zwei Mal im Jahr im Rahmen eines Gartenprojekttags hier arbeiten. Überdies werden die Beete der Grundstufe nach Möglichkeit im Unterricht und bei individuellen Klassenprojekten (z. B. das Kürbisprojekt, das Vogelprojekt oder zum Thema Vererbung bei Pflanzen im Rahmen des Sach- bzw. NaWi-Unterrichts) gepflegt und bearbeitet. Schüler:innen der Mittelstufe gestalten und bepflanzen das Schulgelände im Rahmen einer Schulhof AG. Insbesondere sind dies aber auch Schüler:innen der IBA Agrarwirtschaft. In den Sommerferien werden die Schüler:innen durch eine Honorarkraft vertreten.
Auch im Winter gibt es viel für den Garten zu tun: Die Schüler:innen bauen in der Holzwerkstatt Beeteinfassungen und -pfosten oder Insektenhotels. Sie pflegen die Werkzeuge oder stellen Holzhächsel aus dem Baumschnitt her, die anschließend im Gartenbereich für die Wege benutzt werden. Auch der Weidewald muss im Winter gebunden und geschnitten werden.
Durch die ganzjährige Beschäftigung mit der Natur lernen die Kinder und Jugendlichen Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit kennen, das gilt auch für die verwendeten Materialien. So wird Komposterde aus eigener Herstellung für die Bodenverbesserung eingesetzt. Bei der Schädlingsbekämpfung werden u. a. selbst hergestellte Mittel wie Brennnesseljauche oder auch Begleitpflanzen wie Lavendel oder Knoblauch angebaut.
Verantwortlichkeiten/Einbindung in das Team:
Das dreiköpfiges IBA Agrarwirtschaftsteam (zwei Lehrerinnen und ein Mitarbeiter) ist hauptsächlich für alle Bereiche des IBA Lehrgangs und die Pflanzen verantwortlich. Hierzu zählt auch die Zusammenarbeit mit und Beratung von allen Mitarbeiter:innen, die mit ihren Klassen auf dem Schulgelände tätig sind. Die Mitglieder bringen unterschiedliche gärtnerische Kompetenzen und Interessen ein, die sich gut ergänzen. Sie werden immer wieder auch durch externe Fortbildung(en) z. B. bei der Botanikschule (https://www.bgbm.org/de/botanikschule) und das Zusammenarbeiten mit externen Expert:innen (siehe unten) erweitert. An der pädagogischen Arbeit mit Pflanzen sind sowohl die Leitung der Einrichtung als auch mehrere Personen aus dem pädagogischen Team sowie Teammitglieder ohne pädagogische Aufgaben (z. B. Hausmeister) gemeinsam beteiligt.
Sonstiges:
In vier Schülerfirmen werden die Jugendlichen auf das Berufsleben vorbereitet. Sie lernen selbstständiges Arbeiten, (Eigen-)Organisation und Verantwortungsübernahme sowie spielerisch wirtschaftliche Zusammenhänge.
Die Schülerfirma „Flora“ ist angegliedert an den Lehrgang IBA „Agrarwirtschaft“. In den zwölf Wochenstunden Fachpraxis kümmern sich die Schüler:innen um Anzucht, Pflege und Ernte von diversen Obst- und Gemüsepflanzen und verarbeiten sie zu Speisen oder verkaufen sie erntefrisch in der Schule. Das gesamte Jahr über werden auch floristische Dekorationen wie Sträuße, Gestecke und Kränze hergestellt, die auf Bestellung und im Schulbetrieb verkauft werden. Mittlerweile werden auch Servicedienste übernommen, wie die Pflege des Weidenwäldchens, Grünflächenbearbeitung, Beetpflege und -erschließung auf dem Schulgelände sowie Überwinterungsservice für frostempfindliche Pflanzen. Zukünftig soll auch die Anzucht und der Verkauf von Blühpflanzen, Stauden und Gewürzen integriert werden.
Die Schülerfirma „Im-Biss“ bereitet das Personal- und Schülerfrühstück zu, stellt warme und kalte Pausensnacks her und bietet Personalmenü sowie Catering für verschiedene schulische Veranstaltungen an.
Partnerschaften/Kooperation mit:
Im IBA Lehrgang sind Praktika im Rahmenlehrplan fest verankert. Diese Praktika müssen im jeweiligen Berufsfeld (hier Garten- Landschaftsbau, Forstwirtschaft, Floristik usw.) stattfinden. Dadurch entstehen die Kontakte zu anderen Bildungseinrichtungen und Betrieben, da diese wiederholt nach Praktikumsplätzen angefragt werden, entstehen enge Beziehungen und fortlaufend Ideen zu Kooperationsprojekten etc.
Die Biesalski Schule kooperiert u. a. mit folgenden Bildungseinrichtungen: Peter Lenné-Schule (OSZ Umwelt und Natur), Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung GmbH (BWB), Lebenswerkgemeinschaft, FSD Lwerk Berlin Brandenburg, VIA Blumenfisch usw.
So finden z. B. Wegebau- und Partnerschaftsprojekt wie der Bau von Blumenkästen aus Palettenholz mit dem BWB Südwest statt. Die Erneuerung und der Wiederaufbau der Kräuterspirale wurde mit Referendar:innen der Peter Lenné-Schule umgesetzt.
Einbindung der Eltern:
Je nach Engagement der Elternschaft werden die Eltern über ihre (berufliche) Expertise und persönliches Einbringen sowie Sachspenden in die Realisierung von Projekttagen und Unterrichtseinheiten eingebunden.
Finanzierung:
Viele Anschaffungen für Garten und Schulgelände werden durch die Einnahmen der Schülerfirmen refinanziert. Hier werden z. B. Produkte wie Marmelade, Chutney, Kräuteröle, Quiches, gebundene Kränze verkauft oder Dienstleistungen (v. a. schulintern) angeboten.
Die weitere Finanzierung erfolgt über die Teilnahme an Wettbewerben (Preisgelder) und die Beantragung von Geldern bei Stiftungen, der Aktion Mensch oder ein Herz für Schule. „Hier muss man sich auskennen und aufmerksam sein. Teilweise ist das ein erheblicher administrativer Aufwand.“, erklärt unsere Gesprächspartnerin im Interview.
Was haben Sie auf dem Weg gelernt? Was würden Sie anderen Einrichtungen empfehlen?
- Die Schüler:innen bringen individuelle Voraussetzungen und Vorlieben mit, aber alle lieben es, rauszugehen.
- Eine gute Pflege und Instandhaltung des bereits vorhandenen Bestands, Erweiterungen von Bestehendem sind nicht nur sinnvoll, sondern auch formell leichter zu melden bzw. abzunehmen (z. B. beim TÜV).
- Größere Anschaffungen sollten lange geplant und mittels Unterstützung (Projektgelder, Spenden, Preisgelder) finanziert werden.
Ansprechpartner:in: Anne Schmolt
Telefonnummer: 030 90 299 6474
Adresse: Hüttenweg 40, 14195 Berlin
https://www.biesalski-schule.de/