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Das Gesundheitssystem durch Unternehmergeist revolutionieren?

News vom 01.09.2019

famedly ist frisch durchgestartet mit einem EXIST-Gründerstipendium! Die Gründer Niklas Zender und Phillipp Kurtz berichten im Interview von ihrer Idee, die die Gesundheitsbranche einen Schritt weiter Richtung Digitalisierung bringen soll. Betreut wird das Team durch ihren Mentor Univ. Prof. Dr. Martin Gersch vom Institut für Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin und von Profund Innovation.

Das Team besteht aus Niklas Zender und Phillipp Kurtz (abgebildet), die gemeinsam an der Goethe-Universität in Frankfurt Humanmedizin studiert haben, sowie Christian Pauly, der an der Bergischen Universität Wuppertal einen Bachelor in Applied Sciences mit Schwerpunkt Mathematik und Informatik absolviert hat. Aktuell schließen Niklas Zender und Phillipp Kurtz ihre Promotionen ab und Christian Pauly beendet sein Masterstudium in Praktischer Informatik an der Fernuniversität Hagen.

Worum geht es bei famedly?

Phillipp: Es geht um eine digitale Kommunikationslösung für die Gesundheitsbranche, die es möglich macht, dass man sich sowohl innerhalb von Krankenhäusern, Pflegediensten, Arztpraxen miteinander austauschen kann, aber auch zwischen den verschiedenen Einrichtungen. Dafür gibt es verschiedene Workflows, die diesen Informationsaustausch vereinfachen werden.

Was verbirgt sich hinter dem Namen famedly?

Phillipp: Das ist ein Kunstwort aus family und medical. Es soll zum Ausdruck bringen, dass wir alle Beteiligten in der Gesundheitsbranche so eng zusammen bringen wollen wie eine Familie. 

Die Idee ist während eures Studiums zustande gekommen?

Phillipp: Wir haben die Lernpausen während unserer Staatsexamenszeit in Frankfurt manchmal sehr lange ausgedehnt. Meistens ging es um unternehmerische Ideen, die uns beschäftigten. Aus Ideen rumspinnen wurde dann irgendwann der Ansporn, wirklich etwas umzusetzen.

Niklas: Während unseres PJ (Praktisches Jahr) haben wir diese „unternehmerischen Mittagspausen“ telefonisch weitergeführt bis irgendwann für uns feststand: Wir wollen es wirklich wagen!

Und dann seid ihr gemeinsam mit der Idee nach Berlin gekommen…

Niklas: Genau. Hier in Berlin ist die Infrastruktur am besten für uns. Zum einen erfährt man hier viel Förderung und zum anderen sitzen hier die ganzen wichtigen Gesundheitsplayer in Deutschland.

Wie ist es so als Mediziner in der Startup Szene?

Phillipp lacht: Es hat nichts eigentlich nichts mit Medizin zu tun. In Studium werden wir darauf vorbereitet wie man sich im Krankenhaus verhält und nicht wie man sich als Unternehmer verhält. Von daher lernen wir jeden Tag etwas Neues – es ist spannend!

Also könnte sich jeder selbst beibringen Unternehmer zu sein?

Beide: Ja, definitiv! Mit der richtigen Unterstützung.

Und eure Zukunft? Wo sehr ihr euch - in einer Praxis oder im Co-Working Space?

Phillipp: Ich sehe mich heute primär als Unternehmer – ich habe auf jeden Fall Blut geleckt. Falls ich jetzt nicht mehr bei famedly arbeiten sollte, zum Beispiel nach einem erfolgreichen Exit, würde ich erstmal wieder als Arzt arbeiten und dann mal schauen ob ich wieder eine gute Idee für das nächste Projekt habe.

Niklas: Das sehe ich genauso. Priorität hat jetzt erstmal famedly. Das Gute am Unternehmersein ist ja auch: Wir sind nicht nur Unternehmer. Wir haben unsere abgeschlossene Ausbildung als Arzt und könnten jederzeit zurückgehen, obwohl ich mir das momentan nicht vorstellen kann.

Phillipp: Es ist ein schöner Beruf, aber es läuft halt doch sehr viel falsch. Das wollen wir ändern.

Mit welcher Grundlage seid ihr in das EXIST-Gründerstipendium gestartet?

Phillipp: Letzten Sommer sind wir nach Berlin gekommen. Da war noch unklar, wie wir überhaupt loslegen. Der erste Schritt war dann das Berliner Startup Stipendium, das uns den Raum und die Zeit gegeben hat mit unserer Idee durchzustarten. Also Team finden, Kontakte knüpfen zur Uni und zu Gesundheitseinrichtungen, etc. Im Rahmen dessen hat sich dann schnell herauskristallisiert, dass der nächste Schritt das EXIST-Stipendium ist, um die Zeit zu haben, unsere Idee so richtig anzugehen. Die Gesundheitsbranche ist da ja etwas speziell: sehr konservativ und berechtigterweise mit hohen Ansprüchen an die Sicherheit von Patientendaten. Da kann man nicht einfach mal was auf den Markt werfen.

Das klassische Startup-Motto „einfach mal machen“ ist also nichts für Gesundheits-Startups wie euch?

Niklas: Doch, es passt schon, wir machen jetzt ja einfach mal. Oder vielleicht besser: Einfach mal machen, aber mit Bedacht. Patientendaten sind eben sehr sensibel und dürfen nicht unter das lockere „einfach mal machen“ Motto fallen – das ist für uns selbstverständlich. Nichtsdestotrotz ist die Gesundheitsbranche ist für ihre vielen Hürden bekannt. Verschiedenste Parteien kommunizieren miteinander, wenn man da versucht alles miteinzubeziehen, dann macht man gar nichts. Deswegen gilt auch hier: du musst es einfach mal machen.

Und wie geht es dann weiter? Wie sieht eure Zukunftsvision aus: Irgendwann nutzen alle Krankenhäuser in Deutschland famedly und sind bestens miteinander vernetzt?

Phillipp lacht: Wieso nur in Deutschland? Alle Krankenhäuser, Arztpraxen, Pflegedienste – also jeder der Patienten betreut. Und übrigens auch der nächste mögliche Schritt: Maschinen, die Patienten betreuen. Die sollen auch vernetzt werden. Unsere Vision ist da sehr groß!


Interview und Foto: Jasmin Hazim

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