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Seitenumbruch - Lesungen

Lesung mit Dr. Hermann Simon, v. l. n. r. Dr. Nora Pester, Dr. Hermann Simon

Lesung mit Dr. Hermann Simon, v. l. n. r. Dr. Nora Pester, Dr. Hermann Simon

Lesung mit Alena Schröder

Lesung mit Alena Schröder

Lesung mit Dr. Nora Goldenbogen, v. l. n. r. Dr. Nora Pester, Dr. Nora Goldenbogen

Lesung mit Dr. Nora Goldenbogen, v. l. n. r. Dr. Nora Pester, Dr. Nora Goldenbogen

Lesung mit Anja Schindler, v. l. n. r. Marina Garbusowa, Anja Schinder, Dr. Nora Pester

Lesung mit Anja Schindler, v. l. n. r. Marina Garbusowa, Anja Schinder, Dr. Nora Pester

Im Rahmen des 10jährigen Bestehens unserer Arbeitsstelle Provenienzforschung in 2023 haben wir eine Lesereihe mit dem Titel „Seitenumbruch – Lesungen“ ins Leben gerufen. Unser Ziel war es, Autorinnen und Autoren zu Wort kommen zu lassen, die die oft sehr bewegten und schwer in Worte zu fassenden Überlebensgeschichten ihrer Eltern während der NS-Diktatur erzählen.

Die erste Lesung fand im Oktober 2023 mit Dr. Dr. h.c. Hermann Simon im Coworking Space der Zentralbibliothek der Universitätsbibliothek statt. Über 50 Jahre mussten seit dem Ende des NS-Terrors vergehen, ehe Marie Jalowicz Simon ihre Lebensgeschichte auf Tonbändern festhielt und schonungslos vom Überlebenskampf in Berlin berichtete. Diese Tonbänder bilden die Grundlage für das Buch „Untergetaucht – Eine junge Frau überlebt in Berlin 1940–1945“. Eine bewegende Geschichte, die Marie Jalowicz Simon selbst nicht mehr lesen konnte, aber würdevoll von ihrem Sohn vertreten wurde.

Im November folgte die zweite Lesung mit Alena Schröder, die aus ihrem Roman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ vorlas. Der Roman orientiert sich an realen Personen, insbesondere an Schröders Großmutter, und behandelt Themen wie Überleben, Bedrohung und Ausweglosigkeit während der NS-Zeit. Es geht um geraubte Kunst, verheimlichte Familiengeschichten und die Ohnmacht, dies zu erzählen.

Der Winter brachte Krankheit und Bahnstreiks mit sich, sodass wir unsere Lesungen nicht wie geplant fortsetzen konnten. Eine Alternative bot sich in Form der Langen Nacht der Wissenschaften (LNDW24). Wir beschlossen, die Lesungen im Rahmen dieses Events abzuhalten – dieses Mal in der Philologischen Bibliothek in der Rostlaube der Freien Universität Berlin.

Ein beeindruckendes Gebäude für zwei wunderbare Buchvorstellungen bzw. Lesungen. Dr. Nora Goldenbogen las aus ihrem Buch „Seit ich weiß, dass Du lebst - Liebe und Widerstand in finstersten Zeiten“, das auf dem Briefwechsel ihrer Eltern zwischen Juni und November 1946 basiert. Ein deutscher politischer Emigrant und eine rumänische Jüdin treffen sich 1934 in Paris. Ihr Traum, in Frankreich ein neues Leben zu beginnen, scheitert, und die Rückkehr in die Heimat der Mutter scheint ein Ausweg. Doch bald geraten sie ins Visier der Gestapo, die Ehe wird als „Rassenschande“ verfolgt. Nach Jahren der Trennung finden sie sich 1946 in Dresden wieder.

Die zweite Lesung bestritt Anja Schindler mit ihrem bewegenden Buch „Die drei Leben des Meir Schwartz - Das Schicksal meines Vaters“. Meir Schwartz, ein rumänischer Jude, entkam dem Holocaust, wurde Häftling im sowjetischen Gulag und nach Kasachstan verbannt, wo er eine Familie gründete. Anja Schindler wurde in Kasachstan geboren und kam in den 1950er Jahren mit ihren Eltern nach Ost-Berlin, in die fremde Heimat ihrer Mutter. Marina Garbusowa las aus diesem Buch vor und vermittelte dabei eindrucksvoll die Tiefe und Bedeutung dieser Lebensgeschichte, indem sie das Publikum auf eine Reise entlang der Spuren von Meir Schwartz von den Karpaten durch Osteuropa bis nach Mittelasien und den Nahen Osten mitnahm.

Dieser bewegende Abend und die Lesungen im Oktober und November des letzten Jahres wurden von Dr. Nora Pester, Verlegerin des Hentrich & Hentrich Verlags, würdevoll und herzlich moderiert. Für die vielen Interessierten, die nicht zur Lesung kommen konnten, haben wir jede Veranstaltung auch live gestreamt.

Für unser Team von der Arbeitsstelle Provenienzforschung waren die Lesungen eine wunderbare Erfahrung. Die Zeit, die wir in die Planung der Lesungen investiert haben, war definitiv lohnenswert. Gern würden wir die Lesereihe fortsetzen, doch wie so oft im Leben benötigen wir finanzielle Unterstützung, für die wir bisher noch keine Sponsoren gewinnen konnten.

Falls die geneigten Leserinnen und Leser eine Idee haben, sind wir dankbar für einen Vorschlag.

Team Arbeitsstelle

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