18. März 1881 Berlin - 29. März 1964 Berlin
Ex Libris Ernst Feder
Bildquelle: Exlibris-Sammlung der Berliner Stadtbibliothek Exlibris-Nr. 165
Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Erna und Ernst Feder
Bildquelle: Leo Baeck Institut, N. Y.
Brief Zweig an Feder
Bildquelle: Casa Stefan Zweig, Museum in Petropolis
Dr. Ernst Feder (1881 Berlin – 1964 Berlin) war ein linksbürgerlicher Journalist, Jurist und Schriftsteller in der Weimarer Republik. Er entstammte einer bekannten jüdischen Fabrikanten Familie. Feder studierte in Berlin, München und Paris Rechtswissenschaften, Ökonomie und Geschichte. 1907 ließ er sich als Rechtsanwalt und Notar in Berlin nieder. Er war von 1919 bis 1931 innenpolitischer Redakteur des Berliner Tagblatts und galt als Kritiker des aufkeimenden Nationalsozialismus. 1931 wurde Feder zum Richter am Internationalen Ehrengerichtshof der Journalisten in Den Haag berufen. Der Journalismus und die deutsche Literatur waren Zeit seines Lebens mit seiner Biografie verwoben.
Nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten 1933 wurde die Zeitung gleichgeschaltet und Feder floh mit seiner Ehefrau Erna über die Schweiz nach Paris, nachdem ihm die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen wurde und eine Verhaftung drohte. In Paris war er für verschiedene Exilzeitungen, wie z. B. das „Pariser Tageblatt“ und „Mass und Wert“ tätig. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Paris 1940, emigrierte das Ehepaar Feder im Juli 1941 nach Brasilien. Sie lebten in Petropolis als Nachbarn von Lotte und Stefan Zweig, mit denen sie eine Freundschaft pflegten.
“Verehrter Herr Dr. – ich sende Ihnen mit den Zeitungen auch jene Schachnovelle, allerdings in unkorrigierter und noch lange nicht zu Ende gefeiltem Zustande – natürlich höchst dankbar, wenn Sie als doppelter Fachmann der beiden Künste, der sachlichen und literarischen, mir Ihre Einwände rückhaltlos sagen wollten. Wir freuen uns sehr auf Dienstag – bei schönem warmem Wetter würde ich natürlich unsere Terrasse vorschlagen. Mit besten Grüßen Stefan Zweig"
Aber auch im brasilianischen Exil nutze Feder sein publizistisches Talent und seinen ungebrochenen Lebensmut, um einerseits die Welt vor dem Dritten Reich zu warnen und gleichzeitig das humanistische Ideal seiner deutschen Heimat mit Goethe als Symbolfigur in der Fremde lebendig zu erhalten.
In seiner Ansprache zum 200. Geburtstag Goethes im Teatro Serrador in Rio de Janeiro von 1932 ehrt und huldigt er Goethes Größe:
„Man kann schwerlich eine Ehrung ausdenken, die schöner dem Charakter dieses Landes entspricht, welchem die grossartigste Flora der Erde zugehört und welches so in seinem gesegneten Boden den Goetheschen Geist symbolisch empfing. Eine Goethea pflanzen – ist dies nicht auch Aufgabe für jeden von uns? Eine Goethea nicht im Sinne der realen Pflanze, die nur in Brasilien und auch hier nur selten anzutreffen ist, sondern im Sinne des von Goethe in seiner ‚Metamorphose der Pflanzen’ geprägten Begriffes einer Urpflanze, als welche hier der Goethesche Geist zu verstehen ist.“
Mit fast 60 lernte er in nur einem Jahr Portugiesisch und publizierte in vielen einflussreichen Zeitungen wie „Jornal do Brazil“, „Jornal de Commerciao“ und „Illustracao Brasiliera“ unter dem Pseudonym Spectator. Von seinen Zeitgenossen wurde Feder als „Thomas Mann Südamerikas“ bezeichnet.
Roquette Pinto, ein brasilianischer Schriftsteller und Arzt, der u. a. Goethes Werke ins Portugiesische übersetzte und zu den Mitbegründern der Ersten Goethe-Gesellschaft in Brasilien gehörte, schrieb an Ernst Feder: “Ich betrachte Ihre Arbeit, mein lieber Herr Feder, als einen weiteren guten Dienst, den Sie unserer Kultur erweisen, und der sich den vielen, die Sie seit etlichen Jahren den Brasilianern schenken, würdig zur Seite stellt.”
Ernst Feder erhielt nach dem Selbstmord Stefan Zweigs Berühmtheit, weil das Ehepaar Feder die letzten waren, die die Zweigs lebend gesehen hatten. In Dutzenden von Artikeln berichtete er von den letzten Tage des Stefan Zweig, selbst nach seiner Rückkehr nach Deutschland schrieb er noch zahlreiche Artikel zum Gedenken an Stefan Zweig.
1953 erhielt Feder das Verdienstkreuz (Steckkreuz) der Bundesrepublik Deutschland und kehrte auf ausdrückliche Fürsprache von Theodor Heuss, mit dem er seit langem bekannt war, 1957 nach Deutschland zurück. Er verstarb am 29. März 1964 im Alter von 83 Jahren in Berlin. Zahlreiche Zeitungen würdigten in Nachrufen Ernst Feders Schaffen. Der Bundespräsident Heinrich Lübke schrieb in einer persönlichen Nachricht: "Deutschland verliert mit Ernst Feder einen seiner größten Publizisten".