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21. Februar 1906 Krefeld - 28. März 1945 KZ Mittelbau-Dora

Petateuch2

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Stolperstein Ernst David Berets

Stolperstein Ernst David Berets

Stolperstein Lena Berets

Stolperstein Lena Berets

Fritz Berets (21. Februar 1906, Krefeld - 28. März 1945, KZ Mittelbau-Dora) war eines von zehn Kindern einer aus den Niederlanden nach Deutschland eingewanderten Familie, die sich in Krefeld einen Namen als Kaufleute gemacht hatte. Fritz, seine Eltern und alle Geschwister betrieben ein Gemüse-, Obst- und Transportunternehmen.

Verfolgung und Ermordung in der NS-Diktatur

Nach Hitlers "Machtergreifung" im Jahr 1933 erlebte diese große jüdische Familie eine zunehmende Feindseligkeit und war der Verfolgung durch das NS-Regime ausgesetzt. Viele Familienmitglieder flohen in die Niederlande. Auch Fritz Berets verließ Deutschland und ging nach Amsterdam. Dort lernte er seine Frau Lena Strauß aus dem niederrheinischen Millingen kennen, die ebenfalls mit ihrer jüdischen Familie aus Deutschland geflohen war.

Nach der deutschen Besetzung der Niederlande wurde Fritz Berets und seine Familie 1943 im Durchgangslager Westerbork inhaftiert (Transport XXIV/4, Nr. 65 (26. 02. 1944, Westerbork nach Terezín), von dort ins KZ Theresienstadt und am 28.09.1944 ins KZ Auschwitz (Transport En, Nr. 583 (04. 10. 1944, Terezín nach Auschwitz) deportiert. Seine Frau Lena Berets-Strauß und die vier Jahre alten Zwillinge Irén und Eric, geboren am 7. Juli 1940 in Amsterdam, wurden kurz nach ihrer Ankunft in Auschwitz am 4. Oktober 1944 ermordet. Nach der Räumung des Vernichtungslagers durch die Nazis, kam Fritz Berets nach Buchenwald und wurde dort am 28. März 1945 im Alter von 39 Jahren, keine zwei Wochen vor der Befreiung des KZ Buchenwald/Mittelbau-Dora durch die US-Armee, ermordet. Von seinen neun Geschwistern überlebten  nur der älteste und der jüngste seiner Brüder. Die gesamte Familie seiner Frau Lena Berets-Strauß aus Millingen wurde nach der Machtergreifung deportiert und in Konzentrationslagern ermordet.

Nach 74 Jahren: Der Fund und die Restitution an die Familie Berets

2019 wurde in der Fachbibliothek Judaistik der Campusbibliothek ein Pentateuch (die fünf Bücher Moses) aus dem Jahre 1914 gefunden und uns zur NS-Raubgut Recherche vorgelegt. Darin befand sich eine Widmung vom Oberrabbiner Levi an den 13-jährigen Fritz Berets zu seiner Bar Mizwa.

„Dem Bar-Mitzwoh Fritz Berets Sabbat Mischpotim den 1. Adar 5679 – 1. Februar 1919 zur Erinnerung gewidmet. Siehe Gottesfurcht, das ist Weisheit, und das Böse meiden, ist Verstand! Hiiiob 28, 28 Oberrabiner Dr. Levi“

Im Zuge unserer Recherchen über Fritz Berets konnte mit Hilfe der Mitarbeiter von Struikelsteentjes Maastricht das Buch an den Neffen Alexander Ernst Berets des ermordeten Fritz Berets am 4. Mai 2017 in der Maastrichter Synagoge restitutiert werden. Der Maastrichter Fernsehsender berichtete in seinem Interview mit Alexander Berets über die Rückgabe (ab 05:15) sowie die Jüdische Allgemeine am 31.07.2017.

Der heute über 80-jährige Alexander Ernst Berets, war zwei Jahre alt, als sein Vater Ernst Berets festgenommen wurde. Er und seine Mutter haben den Holocaust überlebt, da seine Mutter nicht jüdisch war. Er erinnerte sich, was ihm seine Mutter über das junge Paar Fritz und Lena erzählt hatte: „Es klickte zwischen den beiden, und sie blieben beieinander. In Amsterdam bewohnten sie ein Grachtenhaus, und es wurden Zwillinge geboren. Ein Junge und ein Mädchen. Fast wie in einem Groschen-Roman. Lange dauerte ihr Glück jedoch nicht.

In den vergangenen Jahrzehnten erforschte Alexander Berets die Geschichte und die Todesumstände seines Vaters. Mithilfe eines ehemaligen Mitarbeiters des Auschwitz Dokumentationszentrums erhielt er den Totenschein seines Vaters, der mutmaßlich an einer Herzinsuffizienz gestorben sei. Die Bescheinigung wurde von Walter Quakernack, einem deutschen SS-Oberscharführer und Kriegsverbrecher unterzeichnet, der Häftlinge an der Schwarzen Wand und im Alten Krematorium erschoß. Alexander Berets fand heraus, dass alle von Quakernack unterzeichneten Totenscheine besagen, dass der fragliche Häftling an Herzversagen starb. Und typischerweise bekamen diejenigen, die in Auschwitz vergast wurden, überhaupt keine Bescheinigung. So vermutet er, dass sein Vater nicht vergast, sondern von Quakernack erschossen wurde.

Berets met boek

Alexander Ernst Berets mit dem Pentateuch

„Ein Mensch ist vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, heißt es im Talmud. In Erinnerung an eins der Geschwister von Fritz Berets, wurde am 22. Oktober 2013 in Maastricht ein Stolperstein für seinen Bruder Ernst David Berets, verlegt. Für die Familie seiner Frau wurden am 23. November 2009 in Millingen sechs Stolpersteine verlegt.

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