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Tagfalter-Monitoring auf dem Campus der FU Berlin

Dieser Rapsweißling wird bestimmt und sofort wieder freigelassen

Dieser Rapsweißling wird bestimmt und sofort wieder freigelassen
Bildquelle: Sophie Lokatis

Viele Schmetterlinge müssen erst mit dem Netz gefangen werden, um sie eindeutig bestimmen zu können.

Viele Schmetterlinge müssen erst mit dem Netz gefangen werden, um sie eindeutig bestimmen zu können.
Bildquelle: Sophie Lokatis

Karte Tagfalter-Monitoring

Karte Tagfalter-Monitoring
Bildquelle: Alexander Caspari

Tagfalter-Monitoring

Tagfalter-Monitoring
Bildquelle: Chris van Swaay

Seit Mai 2020 gibt es auf dem Campus der Freien Universität Berlin ein Tagfalter-Monitoring. Dabei handelt es sich um ein kollaboratives, europaweites Forschungsprojekt, das seit 1976 mit Hilfe von Bürger*Innen den Bestand der Tagfalter erfasst. Hierzulande wird das Tagfalter-Monitoring Deutschland (TMD) vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Halle koordiniert und besteht seit 2005 (in Nordrhein-Westfalen seit 2000).

Methode

Der standardisierte Rahmen der Transekt-Methode gewährleistet dabei die Vergleichbarkeit zum einen zwischen den Transekten und zum anderen auch länderübergreifend. Die Entwicklung der Tagfalter-Populationen kann mitunter regional oder sogar lokal variieren, daher ist der Vergleich über (Bundes-)Länder hinweg sehr aufschlussreich. Das Transekt ist eine lineare Beobachtungsstrecke, die in 50 Meter Abschnitte unterteilt ist und zwischen April und Oktober regelmäßig (jede oder jede zweite die Woche) begangen wird. Alle Tagfalter (und tagaktiven Nachtfalter), die im Blickkasten von 5x5x2,5 Metern vor-, über- und neben einem beobachtet werden, werden für den jeweiligen Begang und Abschnitt erfasst und eingetragen. Dabei werden alle relevanten Details der Beobachtung wie Anzahl, Geschlecht und Stadium, sowie die jeweiligen Wetterbedingungen mit aufgenommen. Später werden die Daten in die Online-Datenbank (tmd-daten.de) übertragen, wo sie vom UFZ langfristig ausgewertet werden können. Da Schmetterlinge durch ihre Lebensweise als Insekten starken natürlichen Schwankungen ausgesetzt sind, sind besonders Langzeitdatenreihen (>10 Jahre) von Bedeutung.

Was sind Tagfalter?

Die Tagfalter gehören zu den Insekten (Klasse) und sind Teil der Ordnung Schmetterlinge (Lepidoptera), welche nach den Käfern die Artenreichste Insekten-Ordnung darstellt und weltweit etwa 160.000 Arten umfasst. Davon macht die Überfamilie Papilionoidea rund 14.000 Arten aus und beinhaltet die Familien:

  • Papilionidae (Ritterfalter)
  • Hesperiidae (Dickkopffalter)
  • Hedylidae (Neotropis daher kein Deutscher Name)
  • Pieridae (Weißlinge)
  • Nymphalidae (Edelfalter)
  • Lycaenidae (Bläulinge)
  • Riodinidae (Würfelfalter)

Zusammengefasst werden die Falter dieser sieben Familien auch Tagfalter genannt. Nichtsdestotrotz gibt es noch weitere „tagaktive“ Schmetterlinge, die zu den Nachtfaltern (Nicht-Tagfalter) gerechnet werden. Wie alle Insekten durchlaufen auch die Tagfalter mehrere Entwicklungsstadien: Ei, Raupe, Puppe und Imago (erwachsener Schmetterling). Je nach Art werden unterschiedlich viele Entwicklungszyklen (Generationen) in einem Jahr durchlaufen. Sowohl Eiablageort als auch die Eistruktur sind von Art zu Art sehr verschieden und oft abhängig von der Raupennahrungspflanze; so wird das Ei häufig in deren Nähe oder sogar auf die Wirtspflanze gelegt. Einige Arten ernähren sich im Raupenstadium nur von einer einzigen Pflanzenart und werden dann als monophag bezeichnet im Gegenteil zu polyphag, wenn viele Pflanzen besiedelt werden können. In der Raupenzeit werden in der Regel 5 Larvalstadien durchlaufen, zwischen denen sich die Raupe häuten muss. Nach der letzten Häutung sucht sich die Raupe, wenn sie groß genug geworden ist, einen Verpuppungsort, wo sie dann ihre Puppenzeit verbringt. Hier geschieht die Metamorphose zum erwachsenen Schmetterling, der Imago. Beim Schlupf suchen sich die Falter eine erhöhte Position, wo sie kopfüber ihre Flügel entfalten und aushärten lassen können. Die geschlechtsreifen Tiere können nun Nektar aufnehmen und nach erfolgreicher Partnersuche legen die weiblichen Tiere erneut Eier ab, der Zyklus beginnt von vorn.

Warum Tagfalter?

Tagfalter besitzen sehr spezifische Ansprüche an ihren Lebensraum - oftmals gibt es zusätzlich große Unterschiede zwischen dem Lebensraum der Falter und dem der Raupen. Sie reagieren sehr sensibel auf Umwelt- und Lebensraumveränderungen. Das können Witterung, Räuber-Beute-Beziehungen, Verfügbarkeit von Raupen- und Falternahrung, aber eben auch Bewirtschaftungsfaktoren und andere Einflussnahmen durch menschliches Handeln sein. Alles in allem ergibt sich eine komplexe ökosystemische Abhängigkeit mit dem Lebensraum (Habitat) der Falter sowie den ihn bedingenden Einflüssen. Ein weiterer wichtiger Grund warum gerade Tagfalter gezählt werden besteht in ihrer Übersichtlichkeit als Überfamilie, die Papilionoidea umfasst in Deutschland ca. 187 Arten, davon ca. 80 in Berlin. Außerdem können sie mit etwas Übung relativ leicht durch ihre bunten Farben im Gelände unterschieden werden (zumindest die meisten) und ziehen daher auch viele Natur-Interessierte an. Es gibt also auch schlicht mehr Menschen, die sich mit Tagfaltern beschäftigten und wenigstens die häufigsten Arten unterscheiden können.

Was braucht man für eine Zählung?

Um die Tagfalter auf dem FU-Campus zählen zu können, mussten wir zunächst ein Transekt neu anlegen, da hier bisher niemand ein Tagfalter-Monitoring gemacht hatte. Dazu überlegten wir uns gut, wo die 500 m lange Strecke verlaufen sollte, sodass jeder Abschnitt möglichst ein Habitat (Lebensraum mit möglichst homogener Nutzung) repräsentiert. 500 m deshalb, weil es von Vorteil ist, keine zu lange Strecke zu haben. Unser Transekt beginnt hinter dem Hahn-Meitner-Bau am Faradayweg 4, verläuft dann zwischen Veggie-Mensa, den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften bis zur Boltzmannstraße in Richung Henry-Ford-Bau. Zusammen mit der Habitat-Beschreibung der einzelnen 50-m-Abschnitte haben wir die Daten an das UFZ übermittelt. Nachdem unser Transekt freigeschaltet wurde, konnten wir mit der ersten Zählung beginnen. Für eine Zählung ist es hilfreich einen Kescher zur Bestimmung, ein Notizblock zum Notieren der Funde, und ein fotofähiges Gerät zur Dokumentation (z. B. nicht bestimmbarer Falter) mitzuführen. Auch ein Smartphone eignet sich dafür hervorragend, denn dort kann man Fotos und Funde gleich sicher (z. B. in einer Cloud) speichern!

Kontakt

E-Mail: bluehender-campus@fu-berlin.de

Projektwebsite: tagfalter-monitoring.de

Leitung des Tagfaltermonitorings am Blühenden Campus

Rebecca Rongstock und Eberhard Klauck

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