Wie werden die Kataloge, Datenbanken und Services, die die Universitätsbibliothek bereitstellt, genutzt? Welche anderen Wege gehen Wissenschaftler*innen an der Freien Universität, um sich Zugang zu Quellen für ihre Forschung und Lehre zu verschaffen? Wie verhält es sich dabei, wenn der Zugriff auf E-Books, Zeitschriften und Datenbanken bzw. auf größere Teile des etablierten digitalen Informationsangebots der Universität kurzerhand wegbricht, weil wichtige Rahmenverträge aufgrund steigender Kosten gekündigt werden müssen (Beispiel: Wegfall des Zugangs zu Journals des Verlags Elsevier seit Anfang 2018 im Kontext der bundesweit geführten DEAL-Verhandlungen).

Die Beantwortung dieser Fragen sehen wir als grundlegend für die weitere fachspezifische wie fachübergreifende Ausgestaltung des Serviceangebots und der Universitätsbibliothek als Partnerin von Forschung und Lehre an der Freien Universität Berlin an. Um mit Forschenden zu dem Thema ins Gespräch zu kommen, haben wir im Jahr 2020/2021 die Chance der Beteiligung an der internationalen Studie „Cancelling the Big Deal“ ergriffen, die von der US-amerikanischen not-for-profit Forschungsagentur Ithaka S+R in Kooperation mit elf beteiligten Universitäten in den USA und Deutschland durchgeführt wurde.

Die Universitätsbibliothek war mit einem Team bestehend aus vier wissenschaftlichen Bibliothekar*innen und dem Leiter der Erwerbung/E-Medien, Mario Kowalak, beteiligt. Es wurden elf einstündige qualitative Interviews mit Forschenden aus drei hauptsächlich von der Kündigung des Vertrags betroffenen Fachbereichen durchgeführt.

Am 22. Juni 2021 wurden die Ergebnisse der Analyse von insgesamt 89 Interviews aller teilnehmender Universitätsbibliotheken auf der Webseite von Ithaka S+R unter dem Titel „What’s the Big Deal? How Researchers Are Navigating Changes to Journal Access” publiziert.

Für den Austausch während der Projektphase war für die ITHAKA-Projektmanager*innen zudem die deutsche Perspektive auf das Thema interessant. Daher baten sie das Projektteam um ein Interview, dass zusammen mit dem Abschlussbericht als „Spotlight” veröffentlicht wurde:

„Cancelling the Big Deal Project Spotlight: An Interview with Freie Universität Berlin with contributions from Dominik Hagel, Franziska Harnisch, Mario Kowalak, and Cosima Wagner

Das Projektteam der UB hat eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse des Abschlussberichts auf Deutsch in der bibliothekarischen Fachzeitschrift ABI Technik (Band 41 Nr. 4, S.- 255-258) zusammengestellt und zieht daraus folgendes Fazit:

„Insgesamt habe der Wegfall des Zugangs zu bestimmten Fachzeitschriften die Forschung und Lehre der Befragten bislang kaum negativ beeinflusst, die Strategie der Bibliothek würde generell positiv bewertet und unterstützt. Allerdings sei aus den Antworten der befragten Wissenschaftler*innen auch deutlich geworden, dass Unklarheiten bezüglich des weiteren Vorgehens und Weges für die Entwicklung alternativer Subskriptionsmodelle bestünden und welche Rolle die Bibliotheken dabei spielen können bzw. sollten“ (Hagel et al. 2021: 255).

Daraus folgernd schlägt ITHAKA S+R wissenschaftlichen Bibliotheken verschiedene Handlungsstrategien vor, deren ausführlichere Besprechung im oben verlinkten Artikel zu finden ist (Hagel et al. 2021: 255-256):

• Bibliotheken sollten neue Mechanismen für die Bewertung der Auswirkungen von wegfallenden Zugängen zu Fachzeitschriften entwickeln.
• Bibliotheken sollten sich ihrer Rolle für die Veränderung des wissenschaftlichen Publikationssystems stärker bewusst sein und diese in Zusammenarbeit mit den Forschenden mehr nutzen.
• Bibliotheken sollten deutlicher machen, welchen Wert jeder einzelne (Transformations-)Vertrag hat, durch den es Angehörigen einer Institution schließlich ermöglicht wird, in der Regel unbürokratisch und ohne weitere Kosten Open Access zu publizieren.

Für die Universitätsbibliothek war die Beteiligung an der Studie neben den oben genannten Ergebnissen zugleich ein wertvolles Instrument, um mit Forschenden in den Austausch zum Thema Open Access zu treten.

Weiterhin war es ein wichtiger Schritt der Etablierung und Intensivierung von Benutzungsforschung in der Universitätsbibliothek. Diese wird seit September 2020 von Sina Menzel in der Stabsstelle Benutzungsforschung koordiniert. Aktuell betreut sie eine weitere Projektkooperation mit ITHAKA S+R, diesmal zum Thema „Making Streaming Media Sustainable for Academic Libraries“, deren Ziel ist zu ermitteln, wie die Universitätsbibliothek den Zugang zu bzw. Einsatz von Streaming-Diensten und Videos in der Lehre gezielt und bedarfsorientiert unterstützen kann. Wenn Sie Streaming-Dienste und Videos in Ihrer Lehre einsetzen und interessiert sind, sich als Interviewpartner*in zur Verfügung zu stellen, bitten wir um eine Email an sina.menzel@fu-berlin.de.

Text von Franziska Harnisch, Sina Menzel und Dr. Cosima Wagner