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Nachruf auf Dr. Siegward Lönnendonker

29.11.2022

Siegward Lönnendonker im APO-Archiv

Siegward Lönnendonker im APO-Archiv
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Siegward Lönnendonker als Student

Siegward Lönnendonker als Student
Bildquelle: FU Berlin, UA, StudA, 27612

Das Universitätsarchiv der Freien Universität Berlin trauert um den Begründer des APO-Archivs, Dr. Siegward Lönnendonker, der am 3. September 2022 im Alter von 83 Jahren verstorben ist.

Siegward Lönnendonker kam 1958 als Student an die Freie Universität Berlin und blieb als Wissenschaftlicher Mitarbeiter bis zum Ruhestand und weit darüber hinaus. Seit 1970 war er am Zentralinstitut für Sozialwissenschaftliche Forschung/ZI 6 (später Otto-Suhr-Institut) tätig, wo er von 1971 bis 1977 Vertreter im ZI-6-Institutsrats und zudem als Vertreter der akademischen Mitarbeiterschaft von 1993 bis 1999 Mitglied des Kuratoriums war.

Siegward Lönnendonker war Aktivist und Zeitzeuge der Studentenrevolte von 1968 und wurde ihr Archivar aus Berufung. Mit einer ersten Sammlung von Dokumenten aus den 1960er Jahren legte er den Grundstein des „Archivs für Außerparlamentarische Opposition und Soziale Bewegungen“, bekannt als „APO-Archiv“, baute es über die Jahrzehnte systematisch auf und leitete es. Der einzigartige Quellenfundus ist heute Teil des Universitätsarchivs der FU, wird dort archivisch erschlossen, durch neue Abgaben ergänzt, ist allen Interessierten zugänglich – und wird von der Forschung rege genutzt.

Bis zuletzt war Siegward Lönnendonker im Universitätsarchiv als Ehrenamtlicher aktiv: Er beriet Forschende bei ihrer Recherche in den Archivbeständen, trat als Zeitzeuge vor Seminargruppen und auf Podiumsdiskussionen auf, bearbeitete und digitalisierte unermüdlich Bestände des APO-Archivs.

Seine Publikationen sind Standardwerke zur Geschichte der Universität und der Studentenbewegung. Auftakt bildet seine Dissertation zur Gründung der Freien Universität, dem folgten zahlreiche Beiträge wie z. B. die „FU-Dokumentation“ oder die siebenbändige Schriftenreihe „Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte der Freien Universität Berlin“, deren Initiator, Mitherausgeber und auch Autor er war. Ein weiteres zentrales Themenfeld stellte für Siegward Lönnendonker die Studentenbewegung, insbesondere der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) dar. Gemeinsam mit Tilman Fichter veröffentlichte er seit 1977 mehrere überarbeitete Fassungen der „Kleinen Geschichte des SDS“, zuletzt der 2021 in Berlin erschienene Band „Genossen! Wir haben Fehler gemacht. Der Sozialistische Deutsche Studentenbund 1946–1970: Der Motor der 68er Revolte.“ Bis zuletzt war Siegward Lönnendonker aktiv und brannte für seine Anliegen: Nicht von ungefähr war sein letztes Lebenszeichen wenige Stunden vor seinem Ableben eine Rund-E-Mail an viele seiner Wegbegleiter*innen mit dem Hinweis auf seine jüngste Publikation.

Wir sind dankbar, dass wir diesen wunderbaren Menschen mit dem wachen, kritischen Geist und dem feinen Humor näher kennenlernen durften. Gerade mal eine Woche vor seinem Tod nahm er noch fröhlich und voller Energie an unserem Sommerfest teil. Er wird uns als Kollege fachlich mit seinem profunden Wissen, vor allem aber menschlich mit seinem zugewandten, lebensfrohen Wesen sehr fehlen.

In stillem Gedenken

Das Archiv-Team mit den ehemaligen Kolleginnen und Kollegen

Zum Weiterlesen:

„Chronist, Musiker, Urgestein, Freund“ – Nachruf auf Siegward Lönnendonker von Jochen Staadt | campus.leben, 15.09.2022

„Der Archivar ist der Star“ – Porträt Siegward Lönnendonker zum 80. Geburtstag | campus.leben, 18.04.2019

„Festhalten, was sonst in Vergessenheit gerät“ – Bericht anlässlich des Abschlusses der Schriftenreihe „Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte der Freien Universität Berlin“ von Siegward Lönnendonker und Karol Kubicki | Tagesspiegel-Beilage der Freien Universität, 02/2016

Hinweis der Redaktion: Dieser Nachruf ist zuerst auf der Website des Universitätsarchivs erschienen