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Rückblick – aus der Geschichte der Freien Universität

29.01.2024

Die Professoren in ihren Talaren formieren sich nach Fachbereichen in der Universitaetsbibliothek

Die Professoren in ihren Talaren formieren sich nach Fachbereichen in der Universitaetsbibliothek
Bildquelle: Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, RF-0095-02

Gerhard Schenck im Talar des Rektors und mit Amtskette

Gerhard Schenck im Talar des Rektors und mit Amtskette
Bildquelle: Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, RF-0011-07

Die Professoren auf dem Weg zur Tribüne vor dem Henry-Ford-Bau

Die Professoren auf dem Weg zur Tribüne vor dem Henry-Ford-Bau
Bildquelle: Fotograf: Reinhard Friedrich / FU Berlin, UA, RFDia-022-08

Das Universitätsarchiv ist das „Gedächtnis der Freien Universität“. In jeder Newsletter-Ausgabe stellt es uns eine Archivalie zur Geschichte unserer Hochschule vor.

Dieses Mal: Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren

1967 hielten zwei Studierende bei der Rektorenübergabe ein Banner mit der Aufschrift „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“ in der Universität Hamburg hoch. Diese Aktion wurde zu einem Symbol der Studentenbewegung Ende der 60er Jahre. Zu dieser Zeit trugen auch an der Freien Universität die Professor*innen und Dekane der Fakultäten und die Rektoren zu feierlichen Anlässen akademische Kleidung, wie etwa Talare und Barette. Dies änderte sich jedoch mit der 68er Studentenbewegung, da in dieser Zeit die Studierenden gegen elitäre Strukturen, überholte Traditionen und für mehr Mitbestimmung demonstrierten. Infolge dessen wurde 1969 das neue Berliner Universitätsgesetz erlassen und die akademische Kleidung in die Kleiderschränke verbannt.

Das Universitätsarchiv der Freien Universität Berlin ist derzeit bemüht, seine Sammlung an akademischer Kleidung aus den 1950er und 60er Jahren zu erweitern und zu vervollständigen. Die Sammlung besteht derzeit aus 18 Talaren, 20 Baretten und einigen weitere Stücke. Zusammengehörige Talare und Barette, welche einer Person bzw. zur gleichen Fakultät gehörten, wurden im Sinne der archivischen Erschließung zusammen in einem Archivkarton eingelagert und auch in der Archivtektonik zusammengefasst.

Die zu feierlichen Anlässen getragene Kleidung bestand traditionell aus einem Talar und einem dazu passenden Barett. Unter den Talaren wurden meist weiße Hemden und zusätzlich Handschuhe (aus Stoff oder Leder) und Querbinder (Fliegen) getragen. Die langärmeligen schwarzen Talare waren mit farbigen Schalkragen und Ärmelaufschläge geschmückt. Die Barette bestanden aus einer farbigen Haube und einer schwarzen oder gleichfarbigen Krempe. Durch die unterschiedliche Farbwahl in der Kleidung wurden die Fakultäten wie folgt differenziert:

Rektor: Rot

Juristische Fakultät: Purpur/Weinrot

Medizinische Fakultät: Scharlachrot

Philosophische Fakultät: Dunkelblau

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät: Schwefelgelb

Veterinärmedizinische Fakultät: Lila

Die Ärmel der Talare wurden entsprechend der Stellung des Trägers mit einer bestimmten Anzahl an Borten bestückt. Demnach erhielten Professoren eine einzelne breite Borte und Dekane drei Borten an ihre Ärmel genäht. Bei manchen Talaren und Baretten wurde in das Etikett der Name des Tragenden eingestickt. Die traditionelle Kleidung des Rektors wurde mit goldenen, floralen Stickereien geschmückt und durch eine goldene Amtskette mit dem Siegel der Freien Universität Berlin ergänzt.

Hergestellt wurde die akademische Kleidung anfangs von den Theaterwerkstätten des noch heute erhaltenen Hebbel-Theaters (Berlin-Kreuzberg), welches nach Kriegsende fast unversehrt erhalten blieb und wahrscheinlich eine der wenigen Institutionen war, welche die Möglichkeit hatte die Talare herzustellen. Ein Set aus Talar und Barett kostete zu dieser Zeit 200.- DM. 1958 wurden anlässlich der zehnjährigen Jubiläumsfeier der Universität Talare für alle Professoren von der Hans-Soldan-Stiftung angefertigt.

Die im Universitätsarchiv der Freien Universität Berlin gelagerte akademische Kleidung kann auf Anfrage per Mail an archiv@fu-berlin.de vorgelegt und für Ausstellungszwecke ausgeliehen werden. Ein weiterer Talar befindet sich in der Dauerausstellung im Henry-Ford-Bau und kann dort besichtigt werden.