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1972: Die ZEDAT wird gegründet

Der Control Data 3300 nahm am 19. April 1970 den Betrieb auf. Im Juni 1972 wurde er vom Nachfolger CYBER 72 abgelöst. Die Konsole wurde gerettet und steht immer noch im ZEDAT-Gebäude in der Fabeckstraße.

Der Control Data 3300 nahm am 19. April 1970 den Betrieb auf. Im Juni 1972 wurde er vom Nachfolger CYBER 72 abgelöst. Die Konsole wurde gerettet und steht immer noch im ZEDAT-Gebäude in der Fabeckstraße.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Die Idee für ein Rechenzentrum an der Freien Universität Berlin enstand in den Jahren 1969 und 1970. Auf Bitten von Forschenden vieler Fachrichtungen stimmte das Kuratorium der Universität schließlich dem Vorhaben zu, zusätzlich zum Zuse-Rechner Z23, der bereits im Institut für Theoretische Physik verwendet wird, einen Großrechner des Typs Control Data 3300 anzumieten. Benötigt wurde er etwa für Modellrechnungen in der Meteorologie, Chemie und Physik sowie in der Statistik. Seine Bedienkonsole hatte einen Lautsprecher, anhand von Audio-Signalen konnten die Operateurinnen und Operateure erkennen, was die Maschine gerade machte. Einige kamen auf die Idee, die Register so zu programmieren, dass Musik entsteht (siehe rechte Spalte). Das Rechenzentrum wurde zunächst der Hochschulverwaltung zugeordnet, bis das Kuratorium am 14. Februar 1972 beschloss, eine Zentraleinrichtung für Datenverarbeitung, kurz ZEDAT, zu gründen.

Wie war das damals?

Hans Rumpel hat Mathematik an der Freien Universität Berlin studiert. Programmieren lernte er 1968 am Institut für Physik. Dort lief „eine Zuse“ – genauer: der Z23-Rechner, der Mitte der 1960er Jahre angeschafft worden war. Ein Kollege zeigte ein paar interessierten Studierenden, wie die Maschine funktioniert. Dann wurde beschlossen, dass alle Mathematikstudierenden Programmierkurse absolvieren sollen. Als Tutor betreute Hans Rumpel die Übungsgruppen, nach seinem Examen erhielt er eine feste Stelle im Rechenzentrum, wo er bis zu seiner Rente blieb.

„Wer etwa eine Berechnung mit dem Statistikprogramm SPSS brauchte, legte Programmierung und Daten dafür auf Lochkarten aus dünnem Karton an. Die Lochkarten kamen in Paketen von bis zu 2,5 Metern Länge zu uns, eine Karte entsprach einer Zeile Code. Wir gaben sie nacheinander in den Rechner ein. Im Maschinenraum war es recht laut, die Beschäftigten saßen in einem Glaskasten, in dem auch die Bedienerkonsole stand. Mit einem „Job“ war der Rechner manchmal mehrere Stunden oder sogar über Nacht beschäftigt. Das Ergebnis wurde auf Endlospapier ausgedruckt.

Eine unserer Aufgaben war die Fehlersuche, wenn eine Berechnung nicht stimmte oder vorzeitig abgebrochen wurde. Lag das Problem in den Daten, im Code oder war inhaltlich falsch gedacht worden? War der Fehler identifiziert, wurde die Lochkarte korrigiert und der Rechenvorgang erneut gestartet. Bildschirme, Tastaturen und Editoren zum Schreiben von Software gab es damals nicht. Die ersten PCs kamen erst in den 1980er Jahren auf.“


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