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1990: Die Freie Universität geht ins Internet

So sah die Homepage der Freien Universität Berlin am 19. Juni 1997 aus. Die Momentaufnahme stammt aus dem Internet-Archiv „Wayback Machine“, dort sind sogar die Unterseiten klickbar. Frühere Aufzeichnungen gibt es leider nicht mehr.

So sah die Homepage der Freien Universität Berlin am 19. Juni 1997 aus. Die Momentaufnahme stammt aus dem Internet-Archiv „Wayback Machine“, dort sind sogar die Unterseiten klickbar. Frühere Aufzeichnungen gibt es leider nicht mehr.

Es waren nicht die Beschäftigten der ZEDAT, sondern die Chemiestudierenden Vera Heinau und Heiko Schlichting, die die Freie Universität Berlin ins Internet brachten. Internet hieß damals vor allem: Auslieferung von E-Mails nach einem komplizierten, teuren Verfahren, die Mails wurden zwei Mal täglich über den Knoten Dortmund ausgeliefert. Zuständig dafür war ein Rechner namens „Methan“: ein 386er mit UNIX-Betriebssystem und 32 Megabyte Arbeitsspeicher auf 33 MHz getaktet, das Stück zu 15.000 D-Mark.

Auf Initiative der beiden Studierenden wurde 1989 die Domain fu-berlin.de beantragt, IP-Nummern, Routing, Modems und Telefonleitungen wurden eingerichtet. 1990 war die Freie Universität schließlich über das WiN, das Wissenschaftsnetz, mit dem Internet verbunden und hatte einen der ersten WWW-Server Deutschlands. Der Chemiedozent Burkhard Kirste – er ist kürzlich verstorben – begann damit, wissenschaftliche Texte frei zugänglich ins Netz zu stellen, was damals etwas ganz Neues war.

Wie war das damals?

Vera Heinau

Vera Heinau
Bildquelle: privat

Vera Heinau hat Chemie und Mathematik auf Lehramt studiert. Nach dem ersten Staatsexamen orientierte sie sich in Richtung IT, weil in der Chemie schon damals viel mit Rechnern gearbeitet wurde, und ist bis heute bei der ZEDAT beschäftigt. Die Netzpionierin war eine der ersten Frauen im Team, ist seit vielen Jahren dezentrale Frauenbeauftragte und Mitglied im zentralen Frauenrat der Freien Universität Berlin.

„Wir haben der ZEDAT unseren Plan für den Internetzugang vorgestellt und sie haben uns machen lassen: uns eine Leitung zur Verfügung gestellt und die Kosten für die Datenübertragung nach Dortmund übernommen. Zum Glück gab es in Berlin keinen Zeittakt. Man konnte für 20 Pfennig eine Standleitung aufbauen. Das war eine Besonderheit im armen Berlin. Außerdem spendierte uns das Rechenzentrum eine großzügig bemessene Festplatte zur Datenhaltung – mit 700 Megabyte. Zusammen mit Dortmund und der LMU München erstellten wir eine Liste aller WWW-Server, damals eine übersichtliche Sache. Die Freie Universität etwa hatte den dritten Webserver in Deutschland.

Bald wurde klar, dass man auch die Studierenden versorgen musste, erst mit einem E-Mail-Postfach, später auch mit anderen Diensten. Neben den 3.000 Forschenden hatten wir plötzlich rund 40.000 Studierende zu betreuen. Dafür brauchte die ZEDAT eine neue Struktur und mehr Personal.“


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