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1987: Der ZEDAT-Rechner wird gehackt

Ein in Berlin bisher einmaliges Ereignis: Bei der ZEDAT herrschte wochenlang Hacker-Notstand. An den Daten richteten die Hacker jedoch kaum Schaden an, sie wollten auf Kosten der Universität das Datenfernübertragungsnetz der Post, Datex-P, benutzen.

Ein in Berlin bisher einmaliges Ereignis: Bei der ZEDAT herrschte wochenlang Hacker-Notstand. An den Daten richteten die Hacker jedoch kaum Schaden an, sie wollten auf Kosten der Universität das Datenfernübertragungsnetz der Post, Datex-P, benutzen.
Bildquelle: Artikel in „DER SPIEGEL“, Nr. 21/1987

„Unruhe in wissenschaftlichen Rechenzentren: Hackern gelang der Einbruch ins elektronische Herz der Anlagen, sie benutzten kostenlos den weltweiten Rechnerverbund und enthüllten Datenschutzlücken“, berichtete das Wochenmagazin „Der Spiegel“ im Sommer 1987. Fieberhaft arbeitete ein Dutzend Beschäftigte der ZEDAT rund um die Uhr daran, das System gegen den unbefugten Eingriff abzuschotten.

Ähnliches war zuvor bei Typ-gleichen Großrechnern in Niedersachsen und Bayern gelungen. Der Spiegel interviewte die Hacker mit den Pseudonymen „Josef“ und „Impudent“. Zwei Wochen lang hatten sie unentdeckt Zugang zu den ZEDAT-Rechnern. Schäden richteten sie nicht an, stattdessen nutzten sie auf Kosten der Universität das Datenfernübertragungsnetz Datex-P der Post und reichten diese Zugänge auch an befreundete Hacker weiter. Der Missbrauch fiel auf, als die Eindringlinge den Code eines Programmierers verwendeten, der gerade im Urlaub war.

Wie war das damals?

Alexander Giedke

Alexander Giedke
Bildquelle: Artikel in „DER SPIEGEL“, Nr. 21/1987

Alexander Giedke leitete damals die ZEDAT – eine spannende Zeit, in der Netze ausgebaut und Rechenkapazitäten an die Fachbereiche verlagert wurden. Das Betriebssystem Unix hielt Einzug, neue Aufgaben wie Schulung, Beratung und das Management von Software-Lizenzen kamen hinzu. Doch als der Hackerangriff entdeckt wurde, mussten diese Aufgaben kurzzeitig ruhen.

„Wir reagierten sofort und vergaben neue Passwörter für alle Nutzenden. Einen kompletten Schutz gegen künftige Angriffe konnten wir jedoch mit dem damaligen System nicht garantieren. Die Hacker versprachen mir – in ihrem Gespräch mit dem Spiegel – 500 Mark für den Fall, dass sie nicht in den nächsten drei Monaten ein weiteres Mal das Herz des Großrechners erobert hätten. Bis zur Einführung eines neuen Systems konnte ich diese Wette nicht annehmen. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten haben wir aber viel Geld und Arbeit in IT-Sicherheit investiert und konnten größere Schäden durch weitere Angriffe verhindern.“


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